Montag, 6. September 2010

7. Woche in Cochabamba

Nun bin ich schon seit über 7 Wochen weg von meinem geliebten zu Hause in der Schweiz. Und nun holt mich das Heimweh ein. Ich weiss, das gehört fast zu einem Austausch. Aber es müsste echt nicht sein. So denke ich allso in letzter Zeit sehr oft an euch alle in der Schweiz und wäre noch ab und zu gerne bei euch. Geht aber leider nicht. Und so geniesse ich halt einfach das Leben hier. Denn in ein bisschen mehr als 10 Monaten ist mein Austausch schon wieder vorbei und ich muss zurückkeheren. Doch ich denke ich komme dann gerne mal wieder zurück. Ich vermisse es echt mal wieder mit meinen Freunden auf schwiizerdüütsch zu reden. Und alles zu sagen, was ich will. Das ist so nervig, dann will ich etwas sagen, doch mir fehlen einfach die Wörter dazu. Oder ich probiers und niemand versteht mich und dann muss ich immer anfangen zu lachen. Doch ich kann mich langsam echt gut verständigen und die Leute da verstehen mich auch meistens. Hoffe ich zumindest... ;)

So, ja, ich habe nun die Schule gewechselt und bin nun im Physik Typus.




Da haben wir uns auf einem Brunne verewigt.... ;)


Ich kann mir echt auch nichts interessanteres auf spanisch vorstellen. Und da Physik und Mathematik ja auch soooo spannend sind höre ich nun auch immer ganz aufmerksam zu. (Natürlich höre ich aufmerksam den Gesprächen der Kollegen zu...! )
Also mein Stundenplan sieht nun folgendermassen aus:

+ 7 Stunden Physik
+ 8 Stunden Mathematik
+ 8 Stunden Englisch
+ 5 Stunden Geografie
+ 4 Stunden Biologie
+ 4 Stunden Chemie
+ je 1 Stunde Computer, Zeichnen, Turnen und Musik
pro Woche.

Wir haben immer am Morgen um 5 vor 8 zuerst eine Doppelstunde ( 1h 20 min) danach Pause und nochmals eine Doppelstunde (1h 10 min), danach ist eine kürzere Pause und nochmals eine Doppelstunde ( weiss die Zeit nicht, doch ich glaube es ist die längste) nun ohne Pause eine Stunde und wir können nach Hause gehen. Um 1 Uhr. Es hat zwar eine Pausenglocke, doch die beachtet niemand und die Stunden fangen auch so normalerweise mit 15 bis 20 Minuten Verspätung an. Am Nachmittag haben wir dann nochmals um 3 Uhr bis 10 nach 4 eine Doppelstunde und von 20 nach 4 bis halb 6 eine. Ich habe Dienstag, Mittwoch und Donnerstags am Nachmittag Unterricht. Und das ist echt dumm dann nochmals in die Schule zu gehen. Zur Anglo Americano Schule gehört nur ein Schulbus. Die meisten werden von ihren Eltern gebracht. So auch mein Bruder und ich. Wir haben so ca. 10 Minuten. Und mein Bruder ist echt jeden Tag zu spät. So bin ich halt auch jeden Tag zu spät.... Aber da die Stunde ja eh frühstens 10 Minuten später anfängt war ich sozusagen noch nie zu spät... Nun habe ich auch eine neue Uniform. Ich habe mit meinen Eltern geskypt und ihnen die Uniform gezeigt. Und der einzige Kommentar war:" Das ist ja ein Trainer" Und wirklich die Jacke ist so eine halbe Trainerjacke. In den Farben rot, weiss, blau. Ich finde sie nicht sehr schön. Dazu eine schwarze Hose und ein weisses T-Shirt. Alles natürlich mit dem Logo darauf. Aber dazu muss man schwarze Ballerinas mit WEISSEN SOCKEN tragen. Das sieht echt zum schreien aus. Ich glaube so etwas sieht man auch nie in der Schweiz. So eine Horde mit solchen Schuhen... Langsam gewöhne ich mich daran.
Irgendwie klappte es am Anfang nicht so ganz mit den Freundschaften in der Klasse. So machte ich eine ganze Stunde was mit einer Person und nach der Stunde lief sie einfach davon ohne was zu sagen. So nach den ersten zwei Tagen hatte ich so nur noch halbwegs Lust in die Schule zu gehen. Vorallem da ich in der Tiquipaya so gute Freunde hatte. Doch danach machten wir eine Exkursion mit der Klasse in eine andere Provinz (in der Schweiz vergleichbar mit Bezirken). Wir gingen nach Tiraque. In Cochabamba ist es echt sehr angenehm vom Klima. Doch Tiraque, das nur 1,5 Stunden mit dem Bus entfernt liegt, war so kalt. Ich hatte nur mein Pullover dabei und fror so den ganzen Tag. Es regnete auch noch ein wenig. Und die Sonne wollte sich einfach nicht zeigen.
So speziell war dann Tiraque nun auch wieder nicht. Wir besichtigen eine kleine Kirche, ich nehme an, es ist die grösste dort. Danach das Weisse Haus (huuuuu). Ich war im weissen Haus. Ich glaube dort wohnten mal die Presidenten, doch jetzt steht das Haus leer. Danach besichtigten wir noch so einige Häuser. Doch nichts war wirklich interessant. Nach einem eher gruusigen Zmittag gings dann zum "Baum". Es hat sehr viele Bäume und ich weiss auch nicht weshalb die sagten wir gehen zum Baum. Es war gar kein spezieller dort. Jedenfalls "wanderten" wir dann noch ein wenig. Es ist echt nicht das gleiche wie in der Schweiz. Wir hatten etwa 3 Mal so lange.... Es war noch relativ steil, und so krackselten so einige auf allen 4 da hoch. Ich überragte einfach so alle, da ich halt aufrecht lief. Aber das Hinuntersteigen war viel lustiger. Einige rutschten gerade ganz aus. Andere probierten sich krampfhaft an den Buschen festzuhalten. Es war einfach echt lustig. Es hatte auch ein paar die nicht schlecht wanderten. Doch das war sicher nicht die Mehrheit.



Die Aussicht am Ende unsere Wanderung....

Wir besichtigen noch die "Fuente de Amor" ( Liebesquelle). Wer von dem Wasser trinkt soll Glück haben. Doch das war keine Quelle, sondern ein Brunnen mit stehendem Wasser, weiss echt nicht wer von dieser Brühen trinkt....


Die Liebesquelle => nicht sehr appetitlich....

Das ganze war eine Tour die von irgendwelchen geführt wurde, die dann an jedem Ort noch irgendetwas sagen mussten. Ich verstand nichts. Aber es interessierte mich auch nicht so, und ich hatte kalt und wollte lieber an einen warmen Ort gehen. So war ich dann echt froh, als wir zum Bus zurück gingen und nach Hause fahren konnten. Doch der Bus hatte noch so einige Male Schwierigkeiten und stösste an Hausecken an. ABENTEUERLICH

Doch schliesslich waren wir trotz allem 1 Stunde früher in Cochabamba und es war wieder warm. Die Sonne schien...
Der Tag war echt auch cool mit der Klasse zusammenzu sein. Und ich schloss ein wenig mehr Freundschaften.
Doch am Abend war ich echt müde und schlief schon bald ein.
Am Freitag war ich dann wieder ausgeschlafen und ging mit ein wenig mehr Freude in die Schule. In der ersten Stunde hatten wir Chemie. Es war der erste Tag, an dem wir mal nicht zu spät kamen!!! In Chemie hatten wir einen Test. Ich habe leider immer noch keinen Taschenrechner und das Thema wollte ich nicht verstehen. Denn wir hatten das in der Schweiz schon lange. Doch der Lehrer bestand darauf, dass ich mitschreibe. Ja, so füllte ich meinen Namen ein und das Datum. Doch ich war um einen Tag verkommen... ;) Die Klasse wusste ich nicht. Und eben wie gesagt, das andere WUSSTE ich ja nicht.... So gab ich dann das Testblatt am Ende der Stunde ab... Und der Lehrer lachte nur als er das Blatt sah...

Am nächsten Tag ging ich mit meinem Bruder auf die Geburtstagsfeier unserer Cousins. Das sind Zwillige, ein Junge und ein Mädchen. Es kamen dann noch andere Cousinen und es war am Schluss noch recht lustig. Doch schon bald mussten wir wieder gehen. Denn Andres hatte noch ein Treffen von AFS. Denn er geht im Sommer nach Deutschland. Es war bei uns zu Hause und Lauren von Deutschland kam auch. Ja, uns war dann langweilig und wir fingen an zu reden. Dann wurden wir rausgeschmissen... ;)
Nach dem Treffen gingen wir noch Glace trinken... ( Im spanischen trinkt man Glaces...). Aber man bekommt auch da einen Löffel... ;-) Die zukünftigen Austauschschüler haben echt viel an Vorbereitung. Die hatten jetzt über 10 Mal so einen ganzen Samstag Programm. Es war das letzte Mal. Wenn ich daran denke, dass wir genau ein Wochenende Vorbereitung hatten. Und wir haben nicht mal so viel gemacht, wie die an dem einen Samstag. Aber ich bin trotzdem heil da angekommen. Und ich hätte nicht viel anders gemacht.
Auf den folgenden Sonntag freute ich mich schon lange. Es war ein autofreier Tag. Das muss man einfach mal erlebt haben. Da bin ich in einer 800 000 Einwohner Stadt und einen ganzen Tag hat es keine Autos. Wir fuhren mit dem Velo auf der Hauptstrasse. Wenn es gerade zu viele Leute hatte, gingen wir auf die andere Strassenseite. Es hatte auch viele zu Fuss oder mit Rollschuhen. Es war echt ein toller Tag. Ich konnte das Velo des Bruders meiner Kollegin nehmen. Es war mir einfach viiiiiieeeell zu klein und die Schaltung und die Bremsen funktionierten nicht. Aber auch egal... Zudem musste ich doppelt so fest trampen, da das Rad ein mega 8i hatte.
So fuhren wir quer durch die Stadt und holten eine nach der anderen ab. Nun lernten sie mir noch die Strassennamen. Aber einen grossenteil habe ich schon wieder vergessen. Reicht ja, wenn die Taxifahrer die Strasse wissen. Ich weiss jetzt immerhin die zwei grösseren Strassen in meiner Nähen... Das reicht mir. Wir gingen zum Zmittag ein Glace essen *trinken* und fuhren dann weiter. Die haben hier auch keine Schlösser. Aber ich glaube fast, es klaut eh niemand ein Velo... Es hatte jedenfalls so viele Velos auf einem Haufen, ich habe noch nie so viele gesehen! Und es waren auch doppelt so viele Leute draussen wie normal, oder auch dreimal so viele! Jedenfalls sehr viele.
Am Nachmittag wollten dann alle zum McDonalds!! Hääähhh... Ich dachte es gibt in Bolivien keine McDonalds. Also fuhren wir zum goldigen M. Doch eben es gibt keine McDonalds. Es waren die Bogen einer Brücke, die wie das M von McDonalds aussehen. Als wir mitten auf der Brücke waren kams dann von einer Sekunde auf die andere Sintflutartig regnen. Wir waren innerhalb von ein paar Sekunden so plotschnass, dass wir uns auch nicht mehr unterstellen mussten. Ich sah schon nichts mehr durch meine Brille und folgte einfach nur noch den anderen. Wir fuhren so ziemlich schnell und eben meine Bremsen gingen nicht. Doch ich brauchte sie auch nicht so sehr. Ja, meine echten 25- Franken Converse haben ein wenig gelitten, aber ansonsten ging es gut. Es hörte schon wieder auf zu regnen. Doch leider wollte sich die Sonne nicht zeigen und ich hatte schon wieder kalt. Zu allem Übel flog dann aber noch mein Pedal ab. Natürlich hatte es keinen Velomech. Und alle Automechs hatten den richtigen Schlüssel nicht. So musste ich einfach alle 5 Minuten das Pedal wieder von Hand anschrauben. Wir trockneten so langsam wieder. Nur da einfach alles nass war, konnte ich meine Brille nirgends putzen und sah einfach nicht mehr so viel. Ja, so gingen wir dann zu Lu nach Hause und trockneten ganz. Danach fuhren wir zu einer anderen Brücke und sausten hinunter. Und schon musste ich nach Hause gehen. Der Tag verging so mega schnell und ich wünschte er wäre öfters im Jahr.



Das war schon kurz bevor es regnen kam. Die meisten verschwanden mega schnell. Wir halt nicht.

Als ich zu Hause war, merkte ich dass meine Kleider immer noch pflotschnass waren. Und ich vorallem enorm fror. So stand ich dann recht lange unter der Dusche um mich aufzuwärmen.
Um 19.00 Uhr durften dann die Autos wieder fahren und es war gerade wieder ein Lärm, die Autos hupten. Ja, es war dann trotzdem noch ein anstrengender Tag und ich ging schon vor 10 Uhr schlafen. Denn am nächsten Tag war schon wieder Montag und ich musste zur Schule.

Ja, ich bin jetzt echt schon über 7 Wochen hier. Ich kann es manchmal einfach nicht glauben, das ist so eine lange Zeit und mir kommt es so vor als wären noch vorgestern Sommerferien gewesen. ( ICH HABE IN 2 MONATEN SCHON WIEDER SOMMERFERIEN ;-) )
Ich hoffe echt dass das Jahr nicht weiterhin so schnell davon rattert, ansonsten bin ich schon so bald in der Schweiz zurück. Aber ich glaube, die Zeit da kann ich einfach nicht aufhalten und sie rast... LEIDER!!!

Jedenfalls gefällt es mir immer noch soooo gut hier. Und eben meine Familie ist jetzt wirklich auch nett. Und ich bin so dankbar, dass ich dahin kommen durfte. Denn die Erinnerungen und Erlebnisse sind so einzigartig. Und so unvergesslich.

3 Kommentare:

  1. Hallo Caroline

    Du weisst doch, Dein Mami ist das Gotti von Sascha Brodbeck. Und ich bin Saschas Mami. Ich bin mit Judith ins Holbein Gymi gegangen. Und seither sehen wir uns zwar regelmässig, aber bisher meist selten. Letzte Woche haben wir uns zu einem ganz gemütlichen Café Treff im 'Bränli' getroffen und uns über Gott und die Welt unterhalten. Und sie hat mir von Dir und von Deinen ersten Wochen in Bolivien erzählt - und eben, dass Du einen Blog hast. Das hat mich neugierig gemacht. Und jetzt bin ich hier gelandet. Ehrlich gesagt, habe ich noch nicht die Zeit gefunden all Deine interessanten Berichte zu lesen, aber das, was ich bereits überflogen habe, tönt nach einem ganz tollen Entscheid, den Du da getroffen hast für dieses Austauschjahr in Bolivien.

    Ich wünsche Dir weiterhin viel Spass. Geniesse diese tolle Zeit, die Du in Deinem ganzen Leben nie vergessen wirst. Und viel Spass auch bei Physik (ist gar nicht mein Ding!) und beim Spanisch lernen (das wollte ich schon immer!).

    Sobald ich wieder mal Zeit habe, schreibe ich Dir gerne ein paar weitere Zeilen.

    Herzliche Grüsse aus Hofstetten
    Christine.

    PS: Morgen kommt Sascha mit seiner kleinen Familie zu uns zu Besuch. Sein kleiner Jesse-Boy würde Dir sicher auch gefallen. Ein richtig aufgestellter Lausbub (11 Monate).

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  2. Nicht immer ist die Bildqualität von Skype so gut, dass man(n) einen Trainer von einer Schuluniform unterscheiden kann. Dieses mal war sie eben so schlecht, dass ...... (siehe oben). Ich freue mich deine Uniform auf einem Photo richtig und scharf abgebildet zu sehen.

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  3. Ok, sobald ich ein Foto meiner Schuluniform habe, werde ich es veröffentlichen. Doch es ändert nichts daran. Der Pullover ist einfach eine Trainerjacke... ;)

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