Freitag, 21. Januar 2011

Januar!

Zuerst möchte ich euch allen noch ein gutes neues Jahr wünschen. Das neue Jahr ist zwar schon ein paar Wochen alt, aber ich bin bis jetzt einfach nicht dazugekommen, einen neuen Eintrag zu verfassen.
Die Januartage habe ich hauptsächlich mit anderen Austauschschülern verbracht. Wir setzen uns oft auf den Plaza Colon und redeten. Dort versammeln sich alle Hippies und so haben wir mal mit einem angefangen zu reden. Naja, der war recht lustig. Er macht Schmuck und verkauft den danach auf dem Platz. Und jeden Tag will er dass wir was kaufen, er sagt immer, wir müssten es heute kaufen, denn morgen gehe er fort. Auf die Antwort wohin, sagt er immer "auf den Mond". Ok, nun nach über 3 Wochen ist er dann wirklich fortgegangen...
Danach habe ich eine Hippie aus Biel angetroffen. O mein Gott, zum Glück spricht sie auch spanisch und schweizerdeutsch. Sie verstand mich gut. Aber ich brachte es nicht so ganz auf die Reihe, welches Wort nun spanisch und welches Deutsch ist. Ich habe nun also schon die zweite Schweizerin in Bolivien angetroffen...

Am letzten Mittwoch fuhren meine Mutter, mein Bruder und ich nach La Paz. Unser Car war halb schrott. Der Motor erwärmte sich dauernd was zur Folge hatte, dass der Bus langsam fahren musste und meisten hat er dann gerade ganz angehalten. Aber anstatt mal schnell zu sagen was los ist, wussten wir fast die ganze Fahrt durch nicht, welches Problem vorhanden war. Es ist noch recht unheimlich irgendwo in den Anden mit einem Bus, von dem man nicht weiss, ob er wirklich in La Paz ankommt oder irgendwo anders hin fährt oder einfach irgendwann stehen bleibt. Aber mit über 2 Stunden Verspätung kamen wir in La Paz an.
Wir übernachteten bei einer Tante "irgendwelchen Grades". Am Donnerstag Morgen gingen wir zuerst mal aufs AFS Nacion Büro und danach liefen wir durch die Stadt. Meine Mutter meinte, der Prado (dort sind alle Cafés und so) sei ganz in der Nähe. Doch am Schluss war er noch ganz schön weit weg und wir liefen fast eine Stunde in der Stadt umher.
Am Nachmittag liefen wir zu einem Aussichtspunkt hoch. Von dort sieht man einen kleinen Teil der Stadt. Diese Stadt ist echt einfach riesig. Unvorstellbar... Das Verrückteste ist vorallem, dass sie so richtig in die Felsen gehauen ist. Sie ist enorm steil, sobald ein kleines Stückchen Fels flach ist, wird ein Haus gebaut. Am besten schaut ihr euch die Bilder an. Doch am Sonntag habe ich erfahren, dass das lange nicht die ganze Stadt ist. Die Stadt windet sich noch bis ganz weit nach hinten in ein Tal und wird doch wahrhaftig noch grün und gleicht einem kleinen Städtchen. Die Temperaturen in La Paz sind so unterschiedlich. Das liegt daran, dass die Stadt so steil ist. Claro: geht man ins Tal (das sind etwa 200 Höhenmeter) wird es ganz warm und man läuft im T- Shirt rum und Jeans sind zu warm. Doch sobald man nach oben geht, wird es windig und gleicht dem Winter. Ich bin aber echt froh, in Cochabamba zuwohnen. La Paz ist mir definitiv zu gross. Und es sieht nach Collagé aus.
Ein kleiner Teil von La Paz
Am Samstag fuhren wir nach Tiwanaku. Das ist ein Dorf in der Nähe von La Paz (ca. 1 1/2 Stunden in Bus) entfernt. Dort hat es Inkabauten. Früher war der Titicacasee bis dorthin und das Dorf bildetet das Tor zum See. Nun hat sich der See aber abgesenkt und ist 19 km weiterweg. Ganz schön viel finde ich, aber die Inkas gibt es ja auch schon ewigs. Also hat der sich in den letzten 3000 Jahren zurückgezogen.
In Tiwanaku gibt es einen Tempel. Der hatte 7 Terrassen. Nun sind aber nur noch 3 davon erhalten, denn früher haben sie das Gestein abgetragen und damit Häuser gebaut. Heute ist der Boden viel höher als früher, so dass alles Ausgrabungen sind. Es hat Monumente, die sind aus einem Stück Stein gebaut und zwischen 3 bis 8 Meter hoch. Es sind Figuren, ihre Kleider haben viele "Verzierungen" drauf. Das sind alles Simbole, doch von den meisten wissen wir die Bedeutung nicht. Auf dem Platz gibt es das Sonnentor und das Mondtor. Wobei ich das Mondtor nicht gesehn hab, da es irgendwo weiter weg liegt... Zweimal im Jahr kommt scheint beim Sonnentor die Sonne durch. Und beim Mondtor der Mond.
Es hat noch ganz viele weitere Dinge "ausgestellt". Das meiste waren Steine, von denen nur noch Bruchteile übrig waren. Das Rätsel ist vorallem, wie sie die transportierten, denn alle sind aus einem Stück Stein. Die meisten weisen Muster auf, die Bedeutungen haben. Der grösste Teil liegt jedoch noch unter dem Erdboden und da Bolivien kein Geld für weitere Ausgrabungen hat, wurden die vorerst eingestellt.


Am Sonntag Abend kam meine Gastschwester an. Sie war ein Jahr in Lörrach im Austausch. So habe ich nun zum ersten Mal eine Schwester. Jupii! ;)
Wir holten sie am Flughafen in La Paz ab, deswegen gingen wir dort hin... Doch da das Taxi nicht kam, kamen wir voll zu spät. Wieder zurück im Haus des Onkels redeten wir noch lange und sie erzählte ihre Erlebnisse. Punkt Zwölf Uhr fielen mir alle um den Hals und gratulierten mir.
Das war nicht meine Geburtstagstorte... Die habe ich in La Paz im Schaufenster gesehne...!

Erst danach konnten wir schlafen gehen. Am nächsten, resp. es war noch der selbe Tag, mussten wir früh aufstehen, denn unser Flug zurück nach Cochabamba war schon um 8 Uhr. So stand ich um 6 Uhr auf. Unser Flug war enorm gut, wenn ich da an den letzten La Paz- Cochabamba Flug vom Anfang denke, wo das Flugzeug die 30 min durchgerüttelt hatte. Die Anden von oben sind genau so interessant wie vom Bus aus.
Als wir in Cochabamba ankamen war die ganze Familie und die Freunde von Fabiana, meiner Schwester, am Flughafen. Aus lauter Aufregung haben sie ganz meinen Geburtstag vergessen!!! :(
Unser Haus war bald einmal mit Freundinnen von meiner Schwester und Familienmitgliedern voll. Zum Zmittag gingen wir zu den Grosseltern, wo es einer Tante plötzlich einfiel, das mein Geburtstag ja auch noch ist. Alle haben sich fünf Mal entschuldigt und mir dann noch gesungen.
Kaum war ich zu Hause, rief meine  Grossmutter an und teilte mir mit, dass soeben 2 Briefe angekommen seien. Ich konnte es kaum fassen. Schon vor ein paar Tagen sind 3 Briefe angekommen. Denn ich habe seit Ende Oktober nichts mehr erhalten. Nun habe ich also pünktlich zu meinem Geburtstag 2 Adventskalender bekommen. Nun hoffe ich dass nach und nach alle Briefe und Päckli ankommen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Am Abend war mein Geburtstagsfest. Da ich ja in der Schweiz immer im tiefsten Winter Geburtstag habe, machte ich dieses Jahr ein Glacebuffet und wir sassen im Garten. Es erinnerte mich sehr an mein Abschiedsfest, und kein bisschen an meinen Geburtstag.

Das Glacebuffet
Aber toll war es trotzdem. Ich werde diesen Geburtstag sicher nicht so schnell vergessen. Jedenfalls nicht dieses Fest. Ich muss mir nur immer wieder in Erinnerung rufen, dass es mein Geburtstag war...
So ging mein erster Geburtstag vorüber
- an dem ich auf einer Höhe von 4100 m. ü. M. war
- an dem ich geflogen bin
- an dem es warm war und ich schwizte
- an dem ich Ferien hatte
- an dem ich einen Adventskalender bekam...
- der völlig anders war, als jeder bisherige.


Nun seit dem Montag ist nichts mehr so atemberaubendes geschehen. Meine Familie ist nun in Chile. Ich darf in Bolivien bleiben. Denn ich habe immer noch kein Visum und ohne die leiblichen Eltern ist das ja eben so schwer hier zu reisen.
Die Ferien sind schon bald vorbei, am 1. Februar fängt das neue Schuljahr an. 

Bis zum nächsten Mal
eure Caro