Dienstag, 26. Oktober 2010

Letzte Schultage

Am Montag waren wir nun mal genug früh, dass wir zur Ansprache in der Schule waren. All 2 Wochen ist am Montag eine Ansprache. Da muss man in seiner Jahrgangsstufe stehen, Jungs und Mädchen getrennt. Die Direktorin und irgendwelche Lehrer sagen was und die Nationalhymne sowie die Anglo Americano Schulhymne wird gesungen. Dabei begleitet uns die Marschmusikgruppe der Schule. Wovon die echt sooo schrecklich spielen. Die Direktorin fand dann, die Nationalhymne sei zu leise gewesen, und jeder Jahrgang musste sie einzeln singen. Auch so vergeht die Zeit. So kammen wir dann eine ganze Stunde später erst in den Unterricht. Ich weiss nicht so ganz genau weshalb das so oft stattfindet. Denn die Lehrer ermahnten uns die ganze Zeit, dass wir still sein sollen und nerven sich ab uns. Die Schüler finden es natürlich langweilig. Denn wer steht schon gerne eine ganze Stunde so in einer Reihe ohne sich zu bewegen. Da gehen wir lieber in den Unterricht und schwatzen. Aber vielleicht ist es einfach besser für die Schule. Denn hier ist man sehr ans Vaterland gebunden. Und alles wird gefeiert. Und eben es wird auch immer einen Grund gesucht, um irgendwie Schule zu schwänzen.
In Englisch muss ich nun Spanisch Aufgaben lösen. Alle Schüler haben voll Probleme mit der Lehrerin und finden sie die Dümmste Lehrerin. Ich finde sie voll ok. Sie hilft mir jedenfalls sehr im Spanisch und nun schreibe ich die Tests auf Spanisch und mache nichts von Englisch. Aber mein Englisch ist eh sooo viel schlechter, als das von denen hier. Aber in den spanisch Tests bin ich noch ganz gut. Habe meinstens so 55 von 60 Punkten.
Hier gehen die Noten bis 60. Bei jeder Prüfung ist das maximum der Punkte 60. Es sind also eigentlich einfach Punkte.

Einmal sassen wir in Mathe und es fing recht fest an zu regnen. Und es rannten natürlich wieder alle Schüler nach draussen. Ich tschegge immer erst viel später, wieso eigentlich. Aber nun regnet es fast jede Woche mal. Und sie rennen immer noch jedes Mal nach draussen. Manchmal ist auch der Lehrer schneller an der Tür und dann stürzen sich alle aufs Fenster. Aber ich meine es ist ja nur Wasser. Aber da haben die glaube ich echt eine andere Mentalität. Viele glauben mir auch nicht, dass ich jedes Jahr Schnee berühre. Denn viele von ihnen haben noch nie richtig Schnee gesehen. Es hat auf den Bergen, aber die sind so weit weg, so sieht man einfach wie sie von braun auf weiss wechseln.

Die Chrangostunden sind immer noch die besten Schulstunden der Woche. In 2 Wochen, am letzten Schultag ist ein Konzert und da muss ich vorspielen. Denn ich bin die einzige Charangistin an der Schule und so stehe ich eh schon im Programm. Alle anderen wurden gefragt, ob sie Gitarre spielen möchten und welches Lied. Mir wurde einfach ein Stück gegeben. Dass kann ich nun 2 Wochen üben und danach kann ich es hoffentlich. Ist ja so einfach nach so 3 Wochen Charango...! ;)

Immer wenn ich am Nachmittag Schule habe laufe ich danach heim. Das ist mehr als eine halbe Stunde. Also einfach unvorstellbar weit für Bolivianer. Je nach dem, gehe ich andere Routen und schaffe es so auch schnell mal auf 1 1/2 Stunden. Nur dannn wird es schon langsam dunkel und meine Mutter möchte nicht dass ich dann noch Unterwegs bin. Das verstehe ich auch, denn ich glaube es ist trotzdem noch so einiges gefährlich. Das vermisse ich echt, egal zu welcher Zeit noch unterwegs zu sein. Da ist nach 7 Uhr alles gefährlich.

Edificio Zürich mitten in Cochabamba

 Sogar diese Marke hats bis dahin geschafft...

Einmal bin ich ganz normal auf dem Trottoir gelaufen und dann hat mir jemand aus dem Auto Wasser angeworfen. Es war zum Glück gerade warm. Aber das machen sie oft auch wenn sie neben dran laufen, denn so bist du abgelenkt und sie können dir was klauen. Es hat so unheimlich viele Diebe hier. Und vorallem auch viele Kinder, die unter Drogen sind und klauen. Das ist manchmal echt traurig zum ansehen. Die sehen schon so abgefackt aus und sind vielleicht gerade mal 12 Jahre alt. Jedenfalls noch sehr viel jünger als ich. Ihre Kleidung ist ganz zerschlissen und oft haben sie keine Schuhe an.
Es gibt auch so viele alte Leute, die die Mülltonnen durchsuchen gehen. Einige suchen Essensreste drinn andere Sachen, die sie verkaufen können. Diese Leute sind immer so völlig abgemagert und haben einfach keinen Lebenswillen mehr. Scheint mir jedenfalls. Sie können manchmal schon fast nicht mehr laufen. Und ich glaube sehr viele von denen sind auch so fast blind, ihre Augen schauen immer so komisch aus. Aber vielleicht sind die auch alle unter Drogen. Auch wenn Drogen da ebenfalls illegal sind, kümmert sich niemand drum. Sie haben Drogenlager im Wald gefunden und nun ging das jemand der Polizei melden. Das war schon so etwa vor 1 oder 2 Monaten. So brennen die Drogenhändler nun den Wald ab. Das scheint für sie besser, als erwischt zu werden. Aber ich weiss gar nicht, was die Polizei mit denen machen würde. Ich denke mal nicht viel. Es hat sehr viele Polizisten, doch die machen nichts. Ampeln beachtet niemand. Und auch sonstige Regeln existieren nicht in den Köpfen der Bolivianer. Es hat sehr viele Zebrastreifen, doch noch nie hat ein Auto angehalten.

Am Freitag war die Verbena in meiner Schule. Dort tanzt jede Stufe zu einer anderen Musikrichtung. Doch es tanzen nie alle mit, so habe ich auch nicht mitgetantz. Denn mein Kurs ist so schlecht im Organisieren. Die kommen um 12 Uhr in die Stunde und sagen dass wir um 13 Uhr noch bis 15 Uhr in der Schule bleiben müssen um zu tanzen. Und das mag ich nun wirklich nicht. Wenn sie s wenigstens 1 Tag früher sagen könnten. Und so war es mir noch ganz recht, das ich nicht tanzten musste. Aber ich ging dannn wenigstens schauen. Ich war fast die einzige von meiner Stufe, die nicht tanzte und troztdem kam. Aber soo wahnsinnig war es echt nicht. Die Verbena von Tiquipaya war 1000 Mal besser. Danach gingen wir noch Pizza essen. Hier bestellt dann nicht jeder eine Pizza. Dann wird eine grosse Pizza bestellt. So mit 1m oder mehr Durchmesser. Kostet dann gerade mal so 20 fr. Oder weniger.

Samstags kochte ich "Züri Gschnätzlets". Doch meine Mutter stand die ganze Zeit auch so halb in der Küche und überblickte alles. Sie rührte immer die Rösti um, sobald sie ein bisschen zu bräunen anfing. So war es am Schluss mehr Härdöpfelstock als Rösti... Und alles schmeckt völlig anders. Wobei es nicht schlecht war. Nur ich koche lieber alleine, als das mir die ganze Zeit jemand über die Schulter schaut und ohne zu wissen was ich will mir Anweisungen gibt.

Am Abend war die Geburtstags Pary von einer aus Tiquipaya. Es war so toll wieder mal die ganze Klasse zu treffen. Die sind einfach so lieb und echte Freunde. Die verstehen mich auch und lassen mich ausreden, auch wenn ich manchmal nach Wörtern suchen muss.

Sonntag Nachmittag fuhren wir irgenwo ausserhalb von Cochabamba hin. Zuerst gings durch einige andere Provinzen, doch ihre Namen habe ich schon vergessen als sie mir es sagten... Diese sind alles sooo lange und soo kompliziert. In den Provinzen leben die ärmeren Leute. Die Städte sind kleiner und vorallem enorm dreckig. Cochabamba ist schon dreckig. Aber die Provinzen sind dann echt mega schmutzig. Die haben aber sicher auch nicht einen Werkhof, der tagtäglich putz. So ganz selten sehe ich Leute, die einen selber gemachten Besen schwingen. Aber ich glaube, die putzen auch nur gerade vor dem Haus und nicht mehr. Ja, wir fuhren dann den Berg hinauf und man hatte eine super Aussicht über die Stadt. Aber Cochabamba ist schon riesig und braun und grau. Wir fuhren so weit raus, weil mein Vater mir zeigen wollte, dass es auch grüne Stellen in Bolivien gibt. Es wurde wirklich grüner. Ist noch lange kein Vergleich zur Schweiz, aber es wird auch erst Sommer. Es hatte so viele Slums nun. Dort wohnt nun wirklich die unterste Schicht, die sich  noch ein Haus leisten kann. Wovon solche Häuser glaube ich nur gerade ein Zimmer haben. Gekocht wird draussen. Das Dach besteht aus Wellblech. Und die Tür ist ein Vorhang. Einige sind schnell ins Haus gegangen als sie unser Auto erblickten. Viele Leute pflanzen Blumen an und es hat enorm viel Eukalyptus. Diese Gegend war dann auch enorm sauber und wirklich noch ein Flecklein Natur. Die Strasse war nur noch ein Schotterweg. Es hat viele enorm breite Flussbetter, die aber gar kein Wasser führen. Denn es sollte anscheinend soo viel Regnen, dass sonst alles überflutet sein würde. An jeder dritten Ecke war eine Hochzeit, die dauern da im Campo 3 Tage...
Das Campo wird nur noch von Indigenen bewohnt. Die meisten sind Bauern. Die bewirten ihre Felder noch mit Ochsen. Es kam mir vor, als sei ich da 100 Jahre früher.
Nun kamen wir am Haus des reichsten Bolivianer vorbei. Besser gesagt, an einem Haus. Das war riesig. Wir sind sicher 10 Minuten an der Mauer entlang gefahren. Auf seinem Grundstück hat es ein Spital, eine Schule und 3 Bauernhöfe. Und natürlich noch vieles mehr. Aber alle Gebäude waren nicht so vornehm.. Der Typ ist schon seit längerer Zeit tot und seine Tochter wohnt nun in Belgien und ist auch dort noch mega reich.

Der Blick über Cochabamba und einige Provinzen


Mein Bruder und ich


Montags war der Geburtstag meiner Mutter. So assen wir bei den Grosseltern Zmittag. Am Abend gingen wir dann auswärts essen mit der Familie. Also nur mein Vater, meine Mutter, mein Bruder und ich. Ich dachte, dass da alles so gefeiert wird, aber wir feierten gar nicht richtig. Ich meine ohne singen und Kuchen und so. Es war ein ganz normaler Tag.

Am Mittwoch wollte ich 90 Dollar für die AFS Reise einbezahlen gehen. Oh, war das schwer. Der wollte auch alles wissen. Eigentlich bräuchte ich dafür meinen Pass. Die ID und die Passkopie reichte gerad noch so aus. Dann musste ich noch die Adresse und die Telefon UND Natelnummer angeben. Weiss echt nicht für was. Fehlte gerade noch, dass sie noch die Grösse und Gewicht wissen wollen... ;)
Danach gings weiter mit dem Visum Prozess. Dieses Mal mussten wir irgenwo super weit weg hin. So was wie die Ausländerbehörde oder so was... Um 2 Mal zu unterschreiben und die Strassen rund um unser Haus zu beschriften.
In Cochabamba sind alles Strassen gerade. Oder fast. Die Strassen gehen entweder von Nord nach Süd oder von West nach Ost. So entstehen alles Quadrate. Man nennt dann immer die Strasse an der man wohnt und die Hausnummer und zwischen welchen Strassen das liegt. So alle Strassen gehen irgendwie so bis Hausnummer 2500 oder 3000. Für das mussten wir also sooo weit raus...

Am nächsten Morgen kam schon das nächste. Wir mussten wieder einmal einen AIDS Test machen... Der 3. Einen musste ich schon in der Schweiz machen, um mein Visum für den 1. Monat zu bekommen. Danach machten wir einen in La Paz. Denn das Resultat von der Schweiz giltet nicht in Bolivien. Nun giltet aber das Resultat von La Paz nicht für Cochabamba und wir mussten nochmals einen machen. Aber so ganz können das die nicht. Danach hatten alle einen riesigen blauen Fleck. Aber das ist noch lange nicht alles. Es werden anscheinend noch viele weitere Visum Sachen folgen. Ich hoffe, ich habe das Visum bis im Juni dann!!! Bin mir nicht so ganz sicher. Danach zmörgeleten wir schön zusammen. Niemand hatte es pressant mit in die Schule zu kommen...

Am Donnerstag Nachmittag und Freitag war keine Schule... So genau konnte mir das niemand sagen, weshalb... Irgendjemand sagte mal, das es Schweinegrippefälle gab... Aber ich glaube, die Schulleitung wollte uns wieder einmal frei geben. Wir hatten nun ganze 2 Wochen (!) Schule ohne Freitage. Ganz schön lange... Nicht?!?
Eigentlich hätte ich nun Ferien. Die anderen dürften ihre "Examnes finales" schreiben. Doch irgendein Papa hat reklamiert, denn es gibt ein Gesetz in Bolivien, dass man bis Ende Oktober Schule haben muss... So müssen wir noch eine Woche in die Schule.

Ich weiss gar nicht, ob ich das schon geschriben habe. Jedenfalls ist nun bei meiner Grosstante eine andere Schweizerin vom Fribourg. Die ist schon ein wenig älter und ist mit ihrem 5 jährigen Sohn da um spanisch zu lernen. Das war sooo komisch auf einmal wieder schwiizerdüütsch zu reden. Zuerst war es ein rechtes Mischmasch. Zum Glück hat sie einen anderen Dialekt, sonst hätte sie mich wahrscheinlich gar nicht für eine Schweizerin gehalten. Doch Ende Dezember geht sie schon wieder heim und ich werde wahrscheinlich mein schwiizerdüütsch nicht mehr so richtig praktizieren. Aber auch mein Hochdeutsch ist schon recht schräg... So mit der Grammatik habe ich es nicht mehr so ganz drauf. Und französisch geht schon gar nicht mehr. Bin jetzt fleissig am Aufgaben lösen im Internet (dangge, Papa!). Jedenfalls könnt ihr euch auf was gefasst machen wenn ich wieder komme. Redet dann bitte ganz langsam oder lernt vorher spanisch!!! ;)

Ja, diesen Montag bin ich nun in die Schule gegangen. Aber echt...!!! WAS SOLL DAS??? Ich traute fast meinen Ohren nicht mehr. Wir wurden aus jedem Zimmer rausgejagt. Die Klassen schreiben gleichzeitig ihre Examenes finales und so sind alle Zimmer besetzt und die Lehrer müssen aufpassen damit niemand spickt. Doch das machen trotzdem alle... Ja, so legten wir uns ins Gras und schliefen schön eine Runde. Meine Klasse schreibt fast alle Examen in der ersten Stunde und danch bleiben sie in der Schule bis 13 Uhr. Wir können das Gelände nicht früher verlassen. Und nach 8 Uhr kommt man auch nicht mehr rein. Es war echt einfach nur unnötig. Nur weil es so ein Gesetz gibt, und niemand da beachtet Gesetze.. müssen wir nun noch bis Ende Woche in die Schule. Ja, aber so um 10 Uhr hatten wir dann auch ausgeschlafen und fingen an UNO zu spielen. Doch auch das wurde irgendwann langweilig und wir fanden ein leeres Zimmer und schauten einen Horrorfilm. Immer wenn wir in der Schule Filme schauen sind das Horrorfilme...


Und endlich konnten wir in die Mittagspause gehen... Ich denke das wird noch eine ganz schön langweilige Woche. Aber zum Glück steht am Donnerstag die AFS Reise an und ich muss nicht bis ganz am Ende der Woche in die Schule. Ihr könnt euch das wahrscheinlich nicht vorstellen, aber ich würde echt gerne mal wieder was lernen. Es wird mir echt langweilig. Aber zuersts stehen FERIEN an!!!


Ein Vergnügungspark in der Nähe von meinem Haus. Mit einem ganz hohen Riesenrad...!

Montag, 11. Oktober 2010

Es wird Sommer!!!

Hallo Leute


Also da melde ich mich wieder einmal. Direkt aus dem kalten, verregneten Bolivien. Also eigentlich sollte ja der Sommer kommen. Aber ich glaube, heute versteckt er sich gerade mal wieder. Aber das Wetter wechselt da sehr schnell. Es ist eigentlich immer schön, und dann gitb es mal so 1 Tag der wüst ist. Aber am nächsten scheint die Sonne wieder. Normalerweise ist es also sehr schön warm, doch trotzdem laufen alle in langen Hosen rum.
Und manchmal ist es fast ein wenig langweilig, wenn es immer schön ist. Der Himmel ist so etwas von schön blau. Und noch etwas: hier liegt der Mond. Ja, er ist um 90 * gedreht. Und dann gibt es noch den tollen Wind. Den liebe ich einfach. Er wird von Tag zu Tag fester und dauert länger. Aber das ist immer im Sommer da. Heisst also, Sommer ist nicht gleich Hitze, sondern gleich Wind. ;)

Ja, also jedes Jahr findet so ein Fest meiner Familie statt. Das ist jedes Jahr bei einem anderen Onkel oder Tante zu Hause. Und ist zu Ehren Jesus.
Da kommt aber nicht nur die Verwandschaft, oder nicht nur die Blutsverwandten. Denn in Bolivien sagt man mal noch schnell zu einem Freund der Familie Onkel oder Tante. Ja, also kamen sehr viele Leute. Eingeladen waren 150 Leute. Aber es kamen mehr als 200... => Familienfest...
Doch es waren fast alles Erwachsene Personen. Und nicht sehr viele in meinem Alter. Bis auf 2 Cousinen und mein Bruder. Und dann gibt es noch Cousins die ein paar Jahre älter sind.
Zuerst gab es einen Gottesdienst. Bei meiner Tante zu Hause. Der war ein wenig ähnlich wie der am Tag von CBBA. Langsam verstehe ich schon sehr viel von diesen Gottesdiensten, denn irgendwie sagt der Pfarrer immer das selbe. Also danach gab es dann Essen. Reis, Härdöpfel, Fleisch... Wie immer.
Und danach wurde getanzt. War echt lustig so mit den Onkeln und Tanten zu tanzen... Es hatte Live- Musik und die hörte einfach nie auf zu spielen. Also irgendwann wurde ich dann müde, nachdem ich etwa eine Stunde Cueca zu tanzen lernte... Das ist so ein traditioneller Tanz von Bolivien. Als ich zu Hause war, zeigte meine Uhr 5 Uhr morgens. Ja, liebe Schweizer, bei euch war gerade 11 Uhr und ihr wart ausgeschlafen...
Ich war aber recht müde und schlief am nächsten Tag bis um 13 Uhr. Äähm, ja, um 13 Uhr hatten wir eine Einladung und kamen mal wegen mir zu spät. Aber es weckt mich auch nie jemand. Das erste Mal. Aber da störrt es niemand, wenn man zu spät ist...

Am Montag fiel der Unterricht mal wieder aus. Etwas neues??? NEIN... Wir mussten ins Stadion gehen. Im Stadion findet alles statt. Jede Art von Sport, grosse Konzerte oder Infoveranstaltungen. Und das Stadion hat für 40 000 Leute Platz. Also wir mussten dorthin gehen. Weil Evo Morales, der Präsident von Bolivien kam. Zuerts Mal war eine riesige Zermonie. Mit tausenden von Musikkanten und Fahnenträgern, danach kamen nochmals so viele Tänzer. Ich muss noch sagen, das die Bolivianer, mit denen ich zu tun habe, Evo nicht so toll finden. Denn er ist ein Indigener und hilft den Indigenen zu einem besseren Leben. ja, also auch die Schüler sind gegen ihn, und so hörte eh niemand zu. Und es wurden einige Raketen und Stinkbomben abgelassen. Und auf einmal flogen überall aufgeblasene Kondome rum... Sehr apettitlich. Eine Achtung vor dem Präsident ist da sicher nicht vorhanden. Aber das ganze ging 2 Stunden und denn Rest des Tages hatten wir frei. Juhuuu....

Nun ich habe in der Zeit noch mit Kunstturnen angefangen. Ja, ich und Kunstturnen, passt nicht so ganz zusammmen. Ich kann auch echt einfach nichts. Und die sind alles schon so Profis. Nun lerne ich den Handstand, Spagat, Rädli. Aber wir üben auch an der Barre und Reck. Sowie Salto und weiss ich nicht noch was. Ich gehe Montags und Freitags zwei Stunden. Und danach macht mir für zwei Tage eifach alles weh. Ich wusste gar nicht das ich so viele Knochen und Muskeln habe. Oder einige tun mir doppelt weh... ;)


In Charango habe ich es nun so weit geschafft, das ich am Nachmittag nicht mehr zum regulären Unterricht muss, sondern ins Charango kann. Ist mir auch lieber. Denn in den anderen Schulstunden mache ich eh nichts. Ausser malen, spanisch lernen und Tagebuch schreiben. Die Lehrer habens begriffen. Der Chemielehrer liest ab und zu was der Klasse vor, aus meinem Tagebuch. Ich kann fast nicht mehr vor Lachen. Es tönt so schreg. Und die Klasse versteht eh nichts, ich auch nicht... Ja, manchmal sind die Schulstunden sogar noch lustig. Aber sehr oft eben auch langweilig.  Und mit ein paar Leuten aus der Klasse verstehe ich mich einfach echt nicht so wahnsinnig gut. Oder eigentlich gar nicht. Und sie machen einfach nicht so viel am Nachmittag oder am Wochenende. Das heisst manchmal sitze ich einfach nur zu Hause und weiss nicht was machen. Aber das ist zum Glück nicht so oft der Fall.
Ja, ich habe jetzt noch 2 Wochen Schule. Danach sind Examen. Aber da ich die eh nie schreibe, muss ich auch die über den Stoff des ganzen Jahres nicht schreiben und habe so schon 2 Wochen früher Ferien. Und dann habe ich bis Mitte Februar Ferien. Ist mega lange, und ich hätte fast lieber ein weniger kürzer Ferien. 3 Monate würden mir reichen. Es sind nun fast 4 Monate.

Endlich kam auch noch das Päckli meiner Eltern an. Darin war meine Klarinette. Und natürlich Schokolade... ;)
Aber echt, die bolivianische Post ist so was von kompliziert. Ich musste 3 Mal hingehen. Das dritte Mal dauerte es 2 Stunden. Also erstens mal, man braucht irgendwie 10 verschiede Blätter, alles doppelkopiert. Ja, beim 3. Mal hatte ich dann alle Blätter. Dann musste ich mich noch registrieren lassen, dafür brauchte ich auch noch Formulare... Danach hielt mir der Zöllner noch eine Standpauke, wie ich auf die Idee kam, ein Paket mir zu schicken lassen, dessen Wert 250 Fr. sei... Echt ich meine, wer würde auch nur den Mund aufmachen in der Schweiz, wenn irgendwo 250 Fr. steht. Aber dem Zöllner fielen fast die Augen raus. Der fragte mich dann noch extra, ob das auch wirklich der Betrag sei. Der konnte es nicht fassen. Ich glaube fast, das ist für ihn das Erlebnis des Jahrhundertst... Echt. Sein Staunen war so wahnsinnig.

Also aber irgendwann, nach dem Ausfüllen von weiteren 10 Formularen konnte ich dann in die Halle gehen, wo alle Päckli sind. Ich hatte ein Nummer bekommen, und die Frau fing nun an, die Nummern zu vergleichen. Es ging ewigs. Aber so nach 20 Minuten hatte sie das Päckli gesichtet und gab es mir. Juhuu, endlich habe ich meine Klarinette ( die aus Plastik, die andere wäre noch viel teurer...) und schweizer Schokolade... Mmmhhh, que rico...



Ja, ich erlebe da echt so viel... Ich kann euch nicht so alles da hinschreiben. Vorallem machen mir die Arme vom Kunstturnen noch weh, und ich komme gerade vom Tennis spielen zurück. Kann jetzt echt nicht mehr weiter schreiben.
Aber es geht mir super hier, und es gefällt mir so fast alles, die Schule ist halt einfach nur Schule. Die Leute sind nett und freundlich. Und meine Gastfamilie ist immer noch super. Das einzige was mich stört, ist, dass ich nun schon 3 Monate da bin (ok, das ist ja noch toll) aber das heisst, 1/4 meines Jahres ist nun vorbei. Und ich habe das Gefühl schon morgen ist mein Austausch vorbei.

Also nicht für ungut.  Und bis zum nächsten Mal.
Vermisse euch alle ganz doll
Besos