Samstag, 5. März 2011

Mirkos und Trufis

Ich melde mich wiedereinmal. Aber gerade von vornhinein: Viel spannendes ist nicht passiert. Ich versuche trotzdem euch ein wenig was zu erzählen.
Also, das einzige interessante, wir hatten keine Schule. :) Mir wäre Schule aber fast lieber gewesen. Zu Hause ist es langweilig. Die Schule fiel aus, weil die Trufi- und Mikrofahrer gestreikt haben. Trufi und Mikros sind so eine Art Bus, die aber keine Haltestellen haben, man sagt einfach wenn man aussteigen will, egal wie weit man fährt, man bezahlt immer den gleichen Preis. Doch nun waren sie sich halt eben nicht mehr so einig wegen dem Preis. Bishin kostete es 1.50 Bs., das sind knapp 20 Rp. Für Schüler kostet es jedoch nur 1 Bs. Nun wollte der Staat (ich glaube zumindest es ist der Staat...) den Preis auf 2 Bs. erhöhen. Da war die Bevölkerung dagegen. Ich finde das eigentlich voll ok, denn man kann echt über eine Stunde im Bus sein und bezahlte nur 1.50 Bs. Die Leute gingen auf die Strasse und demonstrierten. Das ganze tönt jetzt ein bisschen krass und übertrieben. Aber ich war die Tage meistens drin und kann euch nur erzählen, was die Noticias bringen und ich von anderen Leuten gehört hab.
 Also: Anscheinend sind die Leute, die auf der Strasse waren, halb gewalttätig geworden. Sie haben so quasi die Mikros gestürmt. Deshalb sind die Fahrer dann lieber zu Hause geblieben. Vielleicht wusstens sie aber auch schon von früheren Preissteigungen. So gabs also kein ÖV. Und wenn es kein ÖV gibt, können die Schüler nicht in die Schule! Ja, Velo wäre die einfachste Sache, aber das ist ja sooo gefährlich hier. Ich glaube, es liegt eher dran, das niemand Velo fährt und auch nicht so viele gut fahren können. Rein theoretisch könnten viele auch in die Schule laufen. Aber der einfachste Weg ist natürlich, die Schule ausfallen zu lassen. So fielen also in der 3. Schulwoche schon mal 2 1/2 Tage aus. Ein Tag hatte es Tolerancia. Das heisst, jeder kommt zu der Zeit, zu der es ihm möglich ist. Und wer zu weit weg wohnt, der bleibt zu Hause. Und wer direkt neben der Schule wohnt und gerade keine Lust hat in die Schule zu gehen, der bleibt zu Hause. Es wurden keine Absenzen aufgeschrieben. Aber es waren trotzdem noch viele in der Schule. Doch niemand kam um 7.30. :)
In der 4. Schulwoche, die letzte Februarwoche, fielen 3 1/2 Tage aus. Es gab immer noch kein ÖV, aber es gab nur noch eine halbe Stunde Tolerancia. Danach wurden Absenzen aufgeschrieben. Doch wer ne gute Ausrede hatte, konnte auch noch 2 Stunden zu spät kommen. Am Donnerstag Abend einigten sie (wer auch immer "sie" ist) auf 1.80 Bs. Wenn der Fahrer aber keine 20 Centavos Wechselgeld hat, kostet es meistens trotzdem 2 Bs. Ist mir aber eigentlich egal, denn ich bin Schüler (auch wenn mir das kein Chauffeur glaubt) und bezahlen immer noch nur 1 Boliviano. Es war richtig ruhig während dieser Zeit. Denn die Mikros und Trufis hupen die ganze Zeit und es gibt so viele verschiedene Linien, und deswegen enorm viele Fahrzeuge. Die Strassen waren richtig ruhig. Ich wohne im Norden der Stadt und zwischen meinem Haus und dem Zentrum hat es einen dreckigen Fluss, der hat manchmal fast kein Wasser, manchmal kommt er fast über die Ufer. Logischerweise hat es Brücken drüber. Einen Tag sperrten sie einfach die Brücken und man konnte nur noch zu Fuss drüber. In der ganzen Stadt haben sie Blockaden gemacht. Die Chauffeure haben ihre Autos auf die Strassen gestellt, natürlich auf die Hauptstrassen, und kein Auto kam mehr durch. Der Verkehr funktionierte nicht mehr so ganz an dem Tag, denn jeder fuhr auf der Strassenseite auf der er wollte. Einbahnstrassen wurden in beide Richtugen benützt. Das schönste war eigentlich, dass es einfach absolut still war. Alles war geschlossen, niemand arbeitet an diesem Tag und so fuhr auch fast niemand rum. Es war so eine komische Stimmung. Ich höre den Autolärm schon gar nicht mehr. Es war so eine enorme Stille, schon fast beängstgend. Aber vermisst habe ich die Stille trotzdem und ich genoss es soooo! :)
Das unvorstellbare fand ich vorallem, dass deswegen fast zwei Wochen Schule ausgefallen ist. Es gab auch keine Hausaufgaben. Einfach Ferien. So ist halt Bolivien! ;-)
Diese Woche war wieder ganz normal Schule, mal schauen, wann es den nächsten Freitag gibt. Jedenfalls Montag und Dienstag fallen aus, da Carnaval in Oruro ist. Das ist der grösste Carnaval in Bolivien. In Cochabamba ist er nächsten Samstag. AFS lässt uns Minderjährigen leider nicht nach Oruro. Nur mit der Familie, mit Personen über 30...

Diesen Donnerstag war Comadres. Das ist ein Tag, der von den Frauen gefeiert wird, letzten Donnerstag war für die Herrer Compadres. Früher war das anscheinend mal was mit Tanzen und sonst feiern. Nun ist das zu einer Fiesta geworden, an der man sich vorallem besauft. Ich ging mit den Mädchen meiner Klasse am Nachmittag an eine. Doch schon nach kurzer Zeit kam die Ambulanz zum ersten Mal. Zum Glück nicht wegen uns. Wir hatten unseren Spass. Es hatte ein Schwimmbad und bald waren wir mit den Kleider drinn. Also nur die von meiner Klasse. Leider verlor ich beim reinspringen im etwa 2 m tiefen Becken meine Brille und hatte ewigs um sie zu suchen. Die meisten hier können nicht oder nicht sehr gut schwimmen, so musste ich sie alleine suchen und das Schwimmbad war nicht so klar. Aber ich fand sie! Ich selber fand den Tag nicht so speziell. Es war lustig im Schwimmbad. Ich finde es schade, dass sich so viele so schnell betranken. Auf der Strasse warteten dann irgendwelche Typen auf die Betunkenen und wollen sie "nach Hause" bringen. Viele steigen ein, da sie so kein Taxi bezahlen müssen und natürlich dabei auch denken sie werden nach Hause gebracht. Eigentlich schade. Am nächsten Tag waren die Strassen enorm schmutzig. Um halb Acht Uhr morgens, als ich zur Schule lief, sah ich ganz viele, die auf der Strasse schliefen.

Die Regenzeit ist noch gar nicht vorbei. Immernoch regnet es in Strömen. Die Sonnen kommt nun ein bisschen öfters raus. Dafür gewitterts nun auch noch. Es tröpfelt einach nie. Entweder regnet es richtig oder gar nicht. Laut Nachrichten soll es noch den ganzen März regnen.

Das ist es eigentlich mal wieder für den Moment. Viel Neues passiert nicht mehr. Gestern habe ich eine Panflöte und Quena (das ist eine bolivianische Flöte) gekauft. Die zwei Instrumente werde ich nun auch in der Schule lernen. Im Orchester haben wir nun auch mal was gespielt, der Dirigent redet aber immer noch enorm viel, zu viel.

 Ein Schuhputzer


Auf dem Markt

Bis zum nächsten Mal

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