Montag, 8. November 2010

Die Schweiz am Titicacasee

Die erste AFS Reise ist nun schon vorbei. Sie ging an den Titcacasee.
Aber von anfang an. Am Donnerstag fuhren wir mit dem Bus von Cochabamba nach La Paz. Diese Fahrt dauerte 7 Stunden. Und es war eine meiner komfortabelsten Reisen. Ich habe mich ehrlich gesagt auf alles eingestellt. Denn die Strassen in der Stadt sind nun echt nicht so wahnsinnig gut. Sie sind vorallem nie eben. So hätte es mich nun echt nicht verwundert wenn die Strasse  nicht geteert gewesen wäre. Ja, da lag ich aber falsch. Die Strasse war enorm eben und sogar schön geteert. Manchmal fehlte der Mittelstreifen und so was wie einen Pannenstreifen kennen sie hier glaubs gar nicht.
Der Bus war auch äusserst komfortabel. Nur 3 Sitze pro Reihe und echt angenehm. Denn ganz ehrlich gesagt, ich hatte zuerst ein wenig Schiss vor der Fahrt.
Wir traffen uns um 1 Uhr am Busterminal in CBBA. Den kann man sich wie ein Flughafen vorstellen. Es ist ein buntes Treiben dort drinn. Alle Busgesellschaften versuchen noch ihre Tickets zu verkaufen. Und die Indigenen Frauen verkaufen ihre Ware, natürlich fehlen auch die Bettler nicht.
Man muss noch  2, 5 Bs (30 Rp.) bezahlen, damit man den Terminal benutzen darf. Die könnten auch die Buspreise erhöhen und das ganze wäre geklärt.
Wir fuhren fast mit schweizer Pünktlichkeit los. 2 Minuten  zu spät.
Bevor ich hier hin kam, wusste ich schon, dass Bolivien eines der ärmsten Länder Südamerikas sei, wenn nicht sogar das ärmste. Doch da ich bis jetzt nur in den Städten war, habe ich davon echt nichts gespürt.

Die Fahrt durch die Anden war soo schön. Wir kamen an ganz vielen kleinen indigenen Dörflein vorbei. Was mich ein wenig geschockt hat, bis zum kleinsten Dörflein reichen Strommasten. Aber ich bezweifle, dass die den bezahlen können. Die Dörfen sind so süss. Immer steht eine Kirche mehr oder weniger im Zentrum und dann hat es noch ein paar Hütten rundherum und die Schule. Die erkennt man immer, da dabei noch ein Sportplatz ist. Das heisst, es ist einfach ein Betonboden, der entweder ein Basketballkorb oder ein Goal hat.
Vorallem die Kinder dortoben haben mich fasziniert. So sind in einem Dörfchen etwa 10 Kinder einer PET Flasche hinterhergerannt. (Sie haben mit der Fussball gespielt).
Die Erwachsenen betreiben oft so eine Art Bauernhof. Sie haben vielleicht 2 oder 3 recht abgemagerte Kühe und schauen zu denen. So haben sie jeden Tag frische Milch. Falls die überhaupt gross Milch geben, um sie zu mezgen sind sie zu dünn. Wahrscheinlich ist das ihr ganzer Besitz. Wenn die Kühe weg kommen, besitzen sie wahrscheinlich nichts mehr. Diese Hütten bestehen meist aus einen oder 2 Zimmern.
Aber vorallem bei den Kindern sieht man das. Die sind einfach glücklich mit dem was sie haben und wollen nicht mehr. Vielleicht kennen die auch gar kein anderes Leben, sind noch nie in der Stadt gewesen. Sie sind zufrieden und leben mit dem was sie haben. Wenn das T- Shirt oder der Pulli dreckig ist, wir er einfach umgedreht und so kann man ihn noch mal anziehen und spart einmal mehr Waschen. Das Kleidungsstück wird wengier abgenutzt und hält länger.

Solche halbfertigen Hütten sind auf der ganzen Strecke immer wieder anzutreffen.

Die Landschaft war nicht sooo interessant...

Dort oben hat es noch mehr Hunde als in der Stadt. Aber es hat fast keine Katzen in Bolivien. Und eben die Kühe sind noch dort. Vereinzelt habe ich noch Lamas gesehen. Dass heisst, wenn es welche hatte, waren sie immer in ganzen Scharen. Doch ich denke, die halten sich nicht so an der Strasse auf.
Irgendwo hat der "Wald" gebrannt. So richtig Wald war das nicht. Das sind ein paar vereinzelte Bäume und dann Gestüpp. Doch weit und breit von dem Brand war niemand. Es war aber auch kein so grosses Feuer.
Nun kam wieder ein Dörflein, auf dem stand drauf, wie hoch es liegt. Und ich traute meinen Augen fast nicht. Es zeigte 4965 m. ü. M an. Ich wusste ja, dass wir nach oben fahren. Aber so sind wir nun schnell 2500 Meter nach oben gefahren. Echt wahnsinnig hoch. Und es gibt echt Leute, die leben dort oben.

Auch für die Touristen hat es alles...

Um 22 Uhr kamen wir in La Paz an. La Paz ist sehr steil. Wir kamen über El Alto, ein armer Stadtteil, rein. Und voruns eröffnete sich ein unendlich grosses Lichtermeer.  Wir sahen gar nicht wo es aufhörte. Es war ein recht krasser Unterschied. So zuerst fuhren wir durch all diese Dörfchen, die Leute dort haben echt nicht viel Geld. Oder gar keines. Und nun so in eine "moderne" Stadt.
Nachdem wir kurz ins AFS Büro gegangen sind, wurden wir von Gastfamilien abgeholt. Alle kamen zu 2 oder zu 3 in eine Familie. Nur ich war natürlich alleine in einer Familie...

Am Freitag war eine Orientation. Doch die war nun echt unnötig. Wir sprachen über unsere Probleme in der Familie und der Schule. Und mussten ewigs lange die Unterschiede zu unseren Heimatländern aufzählen. Dann durften wir noch eine typische Familiensituation zeichnen. Meines war eher ein Gekafel. Aber es war lustig, mal wieder die Leute aus La Paz zu sehen.

Am Samstag Morgen ging unsere Reise dann los. Um 7 Uhr Morgens... Doch wie immer war auch dieses Mal AFS zu spät. Dass heisst, wir fuhren um 8 Uhr mit dem Bus Richtung Copacabana. Es war einfach sooo toll wieder alle zu sehen. Ich wurde nun wieder von allen "Schweiz" genannt. Wir setzen uns ganz nach hinten in den Bus und hatten unheimlich viel Spass. Zum Glück waren im hinteren Teil des Buses nur Deutsche und ich und wir konnten mal wieder ohne Probleme einfach reden wie wir wollten und nichts überlegen.
Nach etwa 2 1/2 Stunden kam der Titicacasee in Sicht. Der liegt auf 3800 m. ü. M. Nach der Reise von CBBA nach La Paz kam mir das nun echt nicht mehr hoch vor. Aber der See ist riesig, 8,2 km2. Er liegt noch ein Teil in Peru. Aber für mich war es eher wie das Meer. Man sah am Horizont immer noch Wasser. Wir hielten dann irgendwo mal an und konnten ganz viele Fotos machen. Es war noch recht kühl dort. Ich habe zum Glück meine Jacke mitgenommen. Andere froren richtig. Denn in CBBA ist es langsam richtig warm. Ich laufe nur noch mit Shorts rum. Und nun schon wieder in Jacke und Schal. Nach so 100 Fotos pro Kamera gings dann weiter.

Es war nicht mehr weit, bis wir den See überqueren mussten. Denn Copacabana liegt auf der anderen Seite. Aber das war echt ein Erlebnis, diese Seeüberquerung. Wir mussten den Bus verlassen und auf einem anderen Schiff rüber. Der Bus wurde auch auf ein Boot verladen. Diese Boote waren echt unstabil. Jedenfalls sahen sie so aus. am besten schaut ihr euch das Bild an.

Unser Bus...
Danach fuhren wir nochmals ein wenig, bis wir dann nach Copacabana kamen. An dem Tag sahen wir noch nicht viel von dem Ort. Von dort gings dann direkt auf ein Schiff. Wir sassen auf dem Dach. Doch das war ein sehr kleines Schiff. Es hatte gerade mal so für 20 Leute Platz. Am Anfang war es noch echt warm. Die Sonne schien und es war noch windstill. Doch später kam der Wind und es war gerade enorm kalt. Aber es war auch enorm hell.
Auf dem Schiff bekamen wir was zu essen. Das war ein Stück Fleisch und Reis und das konnten wir mit dem Löffel essen. Was schon mal ne Herausforderung. Vorallem weil das Schiff so wackelte.

 
 Ich... ;)
Nach 2 Stunden erreichten wir die Isla del Sol (Sonneninsel). Ich glaube das ist die grösste, oder wenigstens auf der bolivianischen Seite. Als wir ausgestiegen waren hatten wir ein wenig Zeit. So krempelten wir unsere Hosen rauf und liefen ins Wasser rein. Doch das Wassser war sehr kalt (sogar für mich). Ich habe mal was gehört, dass die Durchschnittstemperatur so bei 12*C liegt. Einige sagen auch, dass es Salzwasser sei. Oder einen hohen Salzgehalt hat. Bolivien hat auch noch einen Marinestützpunkt im See. Die Marine von Bolivien umfasst 1800 Mann. Und Bolivien grenzt nicht ans Meer...

Nochmals ich, im Titicacasee... Brr... ;)

Nach einer kurzen Pause wanderten wir los. Einige kamen mit Trolleys... Wir mussten zuerst mal ein wenig aufsteigen. Aber fast alle sind es sich nicht gewöhnt auf fast 4000 m.ü.M. "Sport" zu treiben. So hielten wir recht oft an. Es war echt einfach anstrengend. Das schlimme ist, am Anfang hat man viel Energie und läuft gelassen los. Doch die Energie ist sooo schnell aufgebraucht und man kann nur noch anhalten. Diese Insel ist nicht sehr schön von der Natur her. Es wachst nicht wirklich was. Es hat einige Kakteen und sonst so Gestrüpp. Wir waren noch ganz schön weit hinauf gestiegen und hatten eine schöne Aussicht über den See. Überall hatte es indigene Frauen, die Souveniers anboten. Ich glaube, die arbeiten mit unserem Führer zusammen. Denn wir machten immer dort Halt, wo die waren. Schon bald kamen wir in unserem Hotel an. Von aussen sah es wie sehr hässlich aus. Doch die Zimmer waren dann noch echt schön. Nur dass es einfach nur 1 Bad hatte. Und wir waren doch so 20 Leute in dem Hotel.
Da es erst Nachmittag war, machten wir uns noch auf, die Insel ein wenig zu erkunden. Wir stiegen noch höher und sahen dann die andere Seite des Sees. Und die peruanischen Berge. Ja, eben zur Vegetation der Insel kann man nicht soo viel sagen. Ausser, dass sie ein wenig öde ist. Aber trotzdem interssant. Es wurde schon bald dunkel und wir kehrten zum Hotel zurück, wo es auch schon Znacht gab. Das ist so wahnsinnig da, es wir von einer Sekunde auf die andere dunkel. Zum Znacht gab es Fisch aus dem Titicacasee. Der Koch sagte, es sei Forelle, doch es schmeckte wie Lachs. Wenns Lachs war,war es sehr gut. Wenns Forelle war, schmeckte er ein wenig komisch...

Die Nacht war enorm kalt. Es hatte nur ganz dünne Decken. So zog ich mein Pyjama und meine normalen Kleider an, mit der Jacke. Und so hatte ich gerade angenehm warm.
Am nächsten Tag gab es dann schon wieder um 7 Uhr Zmorge. Das sagten sie uns jedenfalls am Vortag. In Wirklichkeit gab es 45 Minuten später. Aber wir waren natürlich alle schön um 7 Uhr dort.
Isla del Sol... Am See unten war es grün...

Danach liefen wir zum See runter und machten noch ein Foto mit allen AFSlern, die dabei waren.

Alle AFSler die mitkamen.... Wo ist Walter??? :-)

Und schon gings auf die Isla de la Luna (Mondinsel). Die Namen stammen noch von den Inkas. Auf der Isla del Sol wohnten die Männer auf der Isla de la Luna die Frauen und Kinder. Die beiden Inseln sind sehr nahe beieinander. Auf der Isla de la Luna hat es einen Inkatempel. Doch man sieht nicht mehr so viel davon. Und das was man noch sieht, wurde vor 80 Jahren wieder aufgebaut. Auf dem Areal des Tempels assen wir Zmittag.
Der Inkatempel... Mehr ist nicht mehr übrig.

Und danach gings schon wieder nach Copacabana zurück.
Copacabana ist ein sehr touristischer Ort. Es gibt nicht sehr viele Leute die dort leben. Wir hatten eine Stunde Zeit, um zu shoppen. Ich ging zuerst mit 2 Deutschen die Kirche anschauen. Vorne dran stehen ganz viele Busse und Privatautos, die gesegnet werden. Die Kirche ist von einer hohen Mauer umgeben. Die richtige Kirche ist sehr klein, einfach der Platz auf dem sie steht ist riesig. Alles ist weiss.
Der vordere Teil der Kirche war enorm kitschig, mit enorm viel Gold und Bildern. Im hinteren Teil hat es ziemlich moderen Fenster. Es passte nicht so ganz zusammen.
Danach kauften wir noch Souvenirs. Doch viel Zeit blieb uns nicht mehr. Überall wurden Alpakaschale und Kappen angeboten. Und echt mega billig. Ich dachte mir, dass die Sachen an so touristischen Orten teurer sind. Doch das war nicht so.

Schon bald gings aber wieder zurück nach La Paz. Wir mussten nochmals den See überqueren.
In La Paz kamen wir dann um 8 Uhr wieder an. Und ich ging zu meiner Familie.
Am Abend war noch Halloween, so ging ich mit meiner La Paz Gastfamilie in so ein Kinozenter. Das war einfach riesig. Doch ich war sooo müde und war glücklich als wir dann endlich nach Hause gingen. Doch danach wollte einfach kein Taxi kommen und wir warteten eine volle Stunde draussen. Zum Glück war es ein wenig wärmer als in La Paz. Aber ich konnte fast nicht mehr stehen. Im Taxi bin ich dann eingeschlafen.
Doch Auto fahren in La Paz ist echt spannend. Die Strassen sind so steil. Es gibt Taxis, die fahren nur im Süden oder nicht bis in den Süden oder so. Wahrscheinlich, weil sie eh nicht wieder nach oben kämen. Die Kurven sind auch enorm eng. Ich weiss nicht, wie jemand mal auf die Idee kam, eine Stadt dort zu bauen. Jedenfalls fährt niemand Velo.

Am nächsten Morgen ging ich mit zwei Deutschen auf den Hexenmarkt. Dort hat es nochmals viele Läden mit Souvenirs und Alpakakleidern und sonstigem Krimskrams. Und einfach enorm billig.
Doch schon bald musste ich gehen, denn um 14 Uhr fuhr unser Bus nach CBBA zurück. Wir traffen uns wieder um 13 Uhr. Aber ich habe die AFS Pünktlichkeit langsam drauf und kam 30 Minuten später. Was immer noch längst reichte. Wir mussten wieder bezahlen um den Terminal benützen zu dürfen. Dieses Mal waren unsere Sitze ganz zu vorderst im oberen Stock. Oh, soo genau habe ich das auf der Hinreise gar nicht mitbekommen. Die Autos überholen soo enorm knapp. Und wir haben so einige zerdätschte Autos gesehen. Die Strecke ist also echt nicht so ganz ungefährlich. Mir machten die Leute aber fast mehr Angst, die die ganze Zeit noch in den Bus einstiegen. Es hatte dann irgendwann keine Sitzplätze mehr. Das sind auch meistens Leute, die nur so bis zum nächsten oder übernächsten Dörflein mitfahren. Und da muss man immer so auf das Gepäck aufpassen. Aber wir kamen heil an. Und ich habe sogar noch eine Lamas gesehn.

Das mit dem Heimkommen war echt schwer. Ich freute mich eigentlich wieder nach Hause. Aber dann wurde mir bewusst, dass ich eben doch nicht nach Hause gehe. Das brachte gerade wieder so eine Heimwehwelle mit sich. Es war auch so schad in La Paz allen wieder Tschüüs zu sagen. Das letzte Mal in La Paz wusste ich, dass ich sie in 3 Monaten wieder sehen werde. Nun geht es 6 Monate und danach gehen wir schon bald wieder nach Hause.
Aber ich habe jetzt Ferien und vielleicht reise ich ja noch zu der einen oder anderen Stadt.

Also ich wünsche euch allen eine schöne Adventszeit. Es ist echt speziell da, im November in Shorts und Flipflops rumzulaufen und dabei ist die ganze Stadt mit Weihnachtssachen geschmückt. Und das sind Renntiere, die Schlitten ziehen...


Bis zum nächsten Mal

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen