Dienstag, 26. Oktober 2010

Letzte Schultage

Am Montag waren wir nun mal genug früh, dass wir zur Ansprache in der Schule waren. All 2 Wochen ist am Montag eine Ansprache. Da muss man in seiner Jahrgangsstufe stehen, Jungs und Mädchen getrennt. Die Direktorin und irgendwelche Lehrer sagen was und die Nationalhymne sowie die Anglo Americano Schulhymne wird gesungen. Dabei begleitet uns die Marschmusikgruppe der Schule. Wovon die echt sooo schrecklich spielen. Die Direktorin fand dann, die Nationalhymne sei zu leise gewesen, und jeder Jahrgang musste sie einzeln singen. Auch so vergeht die Zeit. So kammen wir dann eine ganze Stunde später erst in den Unterricht. Ich weiss nicht so ganz genau weshalb das so oft stattfindet. Denn die Lehrer ermahnten uns die ganze Zeit, dass wir still sein sollen und nerven sich ab uns. Die Schüler finden es natürlich langweilig. Denn wer steht schon gerne eine ganze Stunde so in einer Reihe ohne sich zu bewegen. Da gehen wir lieber in den Unterricht und schwatzen. Aber vielleicht ist es einfach besser für die Schule. Denn hier ist man sehr ans Vaterland gebunden. Und alles wird gefeiert. Und eben es wird auch immer einen Grund gesucht, um irgendwie Schule zu schwänzen.
In Englisch muss ich nun Spanisch Aufgaben lösen. Alle Schüler haben voll Probleme mit der Lehrerin und finden sie die Dümmste Lehrerin. Ich finde sie voll ok. Sie hilft mir jedenfalls sehr im Spanisch und nun schreibe ich die Tests auf Spanisch und mache nichts von Englisch. Aber mein Englisch ist eh sooo viel schlechter, als das von denen hier. Aber in den spanisch Tests bin ich noch ganz gut. Habe meinstens so 55 von 60 Punkten.
Hier gehen die Noten bis 60. Bei jeder Prüfung ist das maximum der Punkte 60. Es sind also eigentlich einfach Punkte.

Einmal sassen wir in Mathe und es fing recht fest an zu regnen. Und es rannten natürlich wieder alle Schüler nach draussen. Ich tschegge immer erst viel später, wieso eigentlich. Aber nun regnet es fast jede Woche mal. Und sie rennen immer noch jedes Mal nach draussen. Manchmal ist auch der Lehrer schneller an der Tür und dann stürzen sich alle aufs Fenster. Aber ich meine es ist ja nur Wasser. Aber da haben die glaube ich echt eine andere Mentalität. Viele glauben mir auch nicht, dass ich jedes Jahr Schnee berühre. Denn viele von ihnen haben noch nie richtig Schnee gesehen. Es hat auf den Bergen, aber die sind so weit weg, so sieht man einfach wie sie von braun auf weiss wechseln.

Die Chrangostunden sind immer noch die besten Schulstunden der Woche. In 2 Wochen, am letzten Schultag ist ein Konzert und da muss ich vorspielen. Denn ich bin die einzige Charangistin an der Schule und so stehe ich eh schon im Programm. Alle anderen wurden gefragt, ob sie Gitarre spielen möchten und welches Lied. Mir wurde einfach ein Stück gegeben. Dass kann ich nun 2 Wochen üben und danach kann ich es hoffentlich. Ist ja so einfach nach so 3 Wochen Charango...! ;)

Immer wenn ich am Nachmittag Schule habe laufe ich danach heim. Das ist mehr als eine halbe Stunde. Also einfach unvorstellbar weit für Bolivianer. Je nach dem, gehe ich andere Routen und schaffe es so auch schnell mal auf 1 1/2 Stunden. Nur dannn wird es schon langsam dunkel und meine Mutter möchte nicht dass ich dann noch Unterwegs bin. Das verstehe ich auch, denn ich glaube es ist trotzdem noch so einiges gefährlich. Das vermisse ich echt, egal zu welcher Zeit noch unterwegs zu sein. Da ist nach 7 Uhr alles gefährlich.

Edificio Zürich mitten in Cochabamba

 Sogar diese Marke hats bis dahin geschafft...

Einmal bin ich ganz normal auf dem Trottoir gelaufen und dann hat mir jemand aus dem Auto Wasser angeworfen. Es war zum Glück gerade warm. Aber das machen sie oft auch wenn sie neben dran laufen, denn so bist du abgelenkt und sie können dir was klauen. Es hat so unheimlich viele Diebe hier. Und vorallem auch viele Kinder, die unter Drogen sind und klauen. Das ist manchmal echt traurig zum ansehen. Die sehen schon so abgefackt aus und sind vielleicht gerade mal 12 Jahre alt. Jedenfalls noch sehr viel jünger als ich. Ihre Kleidung ist ganz zerschlissen und oft haben sie keine Schuhe an.
Es gibt auch so viele alte Leute, die die Mülltonnen durchsuchen gehen. Einige suchen Essensreste drinn andere Sachen, die sie verkaufen können. Diese Leute sind immer so völlig abgemagert und haben einfach keinen Lebenswillen mehr. Scheint mir jedenfalls. Sie können manchmal schon fast nicht mehr laufen. Und ich glaube sehr viele von denen sind auch so fast blind, ihre Augen schauen immer so komisch aus. Aber vielleicht sind die auch alle unter Drogen. Auch wenn Drogen da ebenfalls illegal sind, kümmert sich niemand drum. Sie haben Drogenlager im Wald gefunden und nun ging das jemand der Polizei melden. Das war schon so etwa vor 1 oder 2 Monaten. So brennen die Drogenhändler nun den Wald ab. Das scheint für sie besser, als erwischt zu werden. Aber ich weiss gar nicht, was die Polizei mit denen machen würde. Ich denke mal nicht viel. Es hat sehr viele Polizisten, doch die machen nichts. Ampeln beachtet niemand. Und auch sonstige Regeln existieren nicht in den Köpfen der Bolivianer. Es hat sehr viele Zebrastreifen, doch noch nie hat ein Auto angehalten.

Am Freitag war die Verbena in meiner Schule. Dort tanzt jede Stufe zu einer anderen Musikrichtung. Doch es tanzen nie alle mit, so habe ich auch nicht mitgetantz. Denn mein Kurs ist so schlecht im Organisieren. Die kommen um 12 Uhr in die Stunde und sagen dass wir um 13 Uhr noch bis 15 Uhr in der Schule bleiben müssen um zu tanzen. Und das mag ich nun wirklich nicht. Wenn sie s wenigstens 1 Tag früher sagen könnten. Und so war es mir noch ganz recht, das ich nicht tanzten musste. Aber ich ging dannn wenigstens schauen. Ich war fast die einzige von meiner Stufe, die nicht tanzte und troztdem kam. Aber soo wahnsinnig war es echt nicht. Die Verbena von Tiquipaya war 1000 Mal besser. Danach gingen wir noch Pizza essen. Hier bestellt dann nicht jeder eine Pizza. Dann wird eine grosse Pizza bestellt. So mit 1m oder mehr Durchmesser. Kostet dann gerade mal so 20 fr. Oder weniger.

Samstags kochte ich "Züri Gschnätzlets". Doch meine Mutter stand die ganze Zeit auch so halb in der Küche und überblickte alles. Sie rührte immer die Rösti um, sobald sie ein bisschen zu bräunen anfing. So war es am Schluss mehr Härdöpfelstock als Rösti... Und alles schmeckt völlig anders. Wobei es nicht schlecht war. Nur ich koche lieber alleine, als das mir die ganze Zeit jemand über die Schulter schaut und ohne zu wissen was ich will mir Anweisungen gibt.

Am Abend war die Geburtstags Pary von einer aus Tiquipaya. Es war so toll wieder mal die ganze Klasse zu treffen. Die sind einfach so lieb und echte Freunde. Die verstehen mich auch und lassen mich ausreden, auch wenn ich manchmal nach Wörtern suchen muss.

Sonntag Nachmittag fuhren wir irgenwo ausserhalb von Cochabamba hin. Zuerst gings durch einige andere Provinzen, doch ihre Namen habe ich schon vergessen als sie mir es sagten... Diese sind alles sooo lange und soo kompliziert. In den Provinzen leben die ärmeren Leute. Die Städte sind kleiner und vorallem enorm dreckig. Cochabamba ist schon dreckig. Aber die Provinzen sind dann echt mega schmutzig. Die haben aber sicher auch nicht einen Werkhof, der tagtäglich putz. So ganz selten sehe ich Leute, die einen selber gemachten Besen schwingen. Aber ich glaube, die putzen auch nur gerade vor dem Haus und nicht mehr. Ja, wir fuhren dann den Berg hinauf und man hatte eine super Aussicht über die Stadt. Aber Cochabamba ist schon riesig und braun und grau. Wir fuhren so weit raus, weil mein Vater mir zeigen wollte, dass es auch grüne Stellen in Bolivien gibt. Es wurde wirklich grüner. Ist noch lange kein Vergleich zur Schweiz, aber es wird auch erst Sommer. Es hatte so viele Slums nun. Dort wohnt nun wirklich die unterste Schicht, die sich  noch ein Haus leisten kann. Wovon solche Häuser glaube ich nur gerade ein Zimmer haben. Gekocht wird draussen. Das Dach besteht aus Wellblech. Und die Tür ist ein Vorhang. Einige sind schnell ins Haus gegangen als sie unser Auto erblickten. Viele Leute pflanzen Blumen an und es hat enorm viel Eukalyptus. Diese Gegend war dann auch enorm sauber und wirklich noch ein Flecklein Natur. Die Strasse war nur noch ein Schotterweg. Es hat viele enorm breite Flussbetter, die aber gar kein Wasser führen. Denn es sollte anscheinend soo viel Regnen, dass sonst alles überflutet sein würde. An jeder dritten Ecke war eine Hochzeit, die dauern da im Campo 3 Tage...
Das Campo wird nur noch von Indigenen bewohnt. Die meisten sind Bauern. Die bewirten ihre Felder noch mit Ochsen. Es kam mir vor, als sei ich da 100 Jahre früher.
Nun kamen wir am Haus des reichsten Bolivianer vorbei. Besser gesagt, an einem Haus. Das war riesig. Wir sind sicher 10 Minuten an der Mauer entlang gefahren. Auf seinem Grundstück hat es ein Spital, eine Schule und 3 Bauernhöfe. Und natürlich noch vieles mehr. Aber alle Gebäude waren nicht so vornehm.. Der Typ ist schon seit längerer Zeit tot und seine Tochter wohnt nun in Belgien und ist auch dort noch mega reich.

Der Blick über Cochabamba und einige Provinzen


Mein Bruder und ich


Montags war der Geburtstag meiner Mutter. So assen wir bei den Grosseltern Zmittag. Am Abend gingen wir dann auswärts essen mit der Familie. Also nur mein Vater, meine Mutter, mein Bruder und ich. Ich dachte, dass da alles so gefeiert wird, aber wir feierten gar nicht richtig. Ich meine ohne singen und Kuchen und so. Es war ein ganz normaler Tag.

Am Mittwoch wollte ich 90 Dollar für die AFS Reise einbezahlen gehen. Oh, war das schwer. Der wollte auch alles wissen. Eigentlich bräuchte ich dafür meinen Pass. Die ID und die Passkopie reichte gerad noch so aus. Dann musste ich noch die Adresse und die Telefon UND Natelnummer angeben. Weiss echt nicht für was. Fehlte gerade noch, dass sie noch die Grösse und Gewicht wissen wollen... ;)
Danach gings weiter mit dem Visum Prozess. Dieses Mal mussten wir irgenwo super weit weg hin. So was wie die Ausländerbehörde oder so was... Um 2 Mal zu unterschreiben und die Strassen rund um unser Haus zu beschriften.
In Cochabamba sind alles Strassen gerade. Oder fast. Die Strassen gehen entweder von Nord nach Süd oder von West nach Ost. So entstehen alles Quadrate. Man nennt dann immer die Strasse an der man wohnt und die Hausnummer und zwischen welchen Strassen das liegt. So alle Strassen gehen irgendwie so bis Hausnummer 2500 oder 3000. Für das mussten wir also sooo weit raus...

Am nächsten Morgen kam schon das nächste. Wir mussten wieder einmal einen AIDS Test machen... Der 3. Einen musste ich schon in der Schweiz machen, um mein Visum für den 1. Monat zu bekommen. Danach machten wir einen in La Paz. Denn das Resultat von der Schweiz giltet nicht in Bolivien. Nun giltet aber das Resultat von La Paz nicht für Cochabamba und wir mussten nochmals einen machen. Aber so ganz können das die nicht. Danach hatten alle einen riesigen blauen Fleck. Aber das ist noch lange nicht alles. Es werden anscheinend noch viele weitere Visum Sachen folgen. Ich hoffe, ich habe das Visum bis im Juni dann!!! Bin mir nicht so ganz sicher. Danach zmörgeleten wir schön zusammen. Niemand hatte es pressant mit in die Schule zu kommen...

Am Donnerstag Nachmittag und Freitag war keine Schule... So genau konnte mir das niemand sagen, weshalb... Irgendjemand sagte mal, das es Schweinegrippefälle gab... Aber ich glaube, die Schulleitung wollte uns wieder einmal frei geben. Wir hatten nun ganze 2 Wochen (!) Schule ohne Freitage. Ganz schön lange... Nicht?!?
Eigentlich hätte ich nun Ferien. Die anderen dürften ihre "Examnes finales" schreiben. Doch irgendein Papa hat reklamiert, denn es gibt ein Gesetz in Bolivien, dass man bis Ende Oktober Schule haben muss... So müssen wir noch eine Woche in die Schule.

Ich weiss gar nicht, ob ich das schon geschriben habe. Jedenfalls ist nun bei meiner Grosstante eine andere Schweizerin vom Fribourg. Die ist schon ein wenig älter und ist mit ihrem 5 jährigen Sohn da um spanisch zu lernen. Das war sooo komisch auf einmal wieder schwiizerdüütsch zu reden. Zuerst war es ein rechtes Mischmasch. Zum Glück hat sie einen anderen Dialekt, sonst hätte sie mich wahrscheinlich gar nicht für eine Schweizerin gehalten. Doch Ende Dezember geht sie schon wieder heim und ich werde wahrscheinlich mein schwiizerdüütsch nicht mehr so richtig praktizieren. Aber auch mein Hochdeutsch ist schon recht schräg... So mit der Grammatik habe ich es nicht mehr so ganz drauf. Und französisch geht schon gar nicht mehr. Bin jetzt fleissig am Aufgaben lösen im Internet (dangge, Papa!). Jedenfalls könnt ihr euch auf was gefasst machen wenn ich wieder komme. Redet dann bitte ganz langsam oder lernt vorher spanisch!!! ;)

Ja, diesen Montag bin ich nun in die Schule gegangen. Aber echt...!!! WAS SOLL DAS??? Ich traute fast meinen Ohren nicht mehr. Wir wurden aus jedem Zimmer rausgejagt. Die Klassen schreiben gleichzeitig ihre Examenes finales und so sind alle Zimmer besetzt und die Lehrer müssen aufpassen damit niemand spickt. Doch das machen trotzdem alle... Ja, so legten wir uns ins Gras und schliefen schön eine Runde. Meine Klasse schreibt fast alle Examen in der ersten Stunde und danch bleiben sie in der Schule bis 13 Uhr. Wir können das Gelände nicht früher verlassen. Und nach 8 Uhr kommt man auch nicht mehr rein. Es war echt einfach nur unnötig. Nur weil es so ein Gesetz gibt, und niemand da beachtet Gesetze.. müssen wir nun noch bis Ende Woche in die Schule. Ja, aber so um 10 Uhr hatten wir dann auch ausgeschlafen und fingen an UNO zu spielen. Doch auch das wurde irgendwann langweilig und wir fanden ein leeres Zimmer und schauten einen Horrorfilm. Immer wenn wir in der Schule Filme schauen sind das Horrorfilme...


Und endlich konnten wir in die Mittagspause gehen... Ich denke das wird noch eine ganz schön langweilige Woche. Aber zum Glück steht am Donnerstag die AFS Reise an und ich muss nicht bis ganz am Ende der Woche in die Schule. Ihr könnt euch das wahrscheinlich nicht vorstellen, aber ich würde echt gerne mal wieder was lernen. Es wird mir echt langweilig. Aber zuersts stehen FERIEN an!!!


Ein Vergnügungspark in der Nähe von meinem Haus. Mit einem ganz hohen Riesenrad...!

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