Sonntag, 24. Juli 2011

Ein Monat ist`s her...

...seit ich in der Schweiz gelandet bin. Ich kanns fast nicht glauben, aber es ist wirklich schon so viel Zeit rumgegangen.
Die letzten Wochen gingen viel zu schnell rum. Es brachte gar nichts, zu überlegen wie viele Tage mir in Bolivien noch bleiben, denn im nächsten Augenblick waren es schon weniger Tage. Ich ging in der Woche vor den Weihnachtsferien und so war es auch nicht mehr so streng in der Schule. Ok, streng war es ja eh nie. Aber bei sehr vielen Dingen hiess es nur noch: "Oh, nein, geben Sie uns die Hausaufgaben doch über die Ferien." "Wir können nicht noch vor den Ferien so viel Lernen. Aber wir können den Test nach den Ferien schreiben und über die Ferien lernen." Mit solchen Disskusionen ging die meiste Zeit rum. Es wurde auch immer kälter. Die Bolivianer hatten schon Angst, denn es hiess es sollte bis -2°C kalt werden. Doch es reichte wenn man sich ein Jäckchen anzog. Die Chorreise fand schlussendlich doch nicht statt. Sie wurde verschoben auf den Tag meiner Abreise und dann fiel sie ganz ins Wasser. Respektive gingen sie nur nach La Paz. Denn Sucre, die Stadt wo "wir" singen sollten, wollte nicht dass wir singen, da es eine kath Messe gewesen wäre und sie nicht wollten dass eine katholische Schule kam. Sie dachten, die wollen dort missionieren oder so.
Am Freitag verabschiedete ich mich schon mal so provisorisch. Man kann nie wissen was in Bolivien noch kommt. Und es hiess auch wirklich, dass sie die ganze folgende Woche streiken wollten. Am Sonntag Abend stellte ich mich also darauf ein, dass ich am Montag schön ausschlafen kann... Doch da lag ich falsch. Der Streik fand doch nicht statt und ich ging zur Schule. Am Dienstag war das Neu Jahr der Aymara und so ein nationaler Feiertag. Ich hatt schon am Sonntag meine Koffer gepackt. Doch schon am Montag hatte ich alles wieder ausgepackt, so fing ich am Dienstag nochmals an. Am Dienstagnachmittag hatte ich die Abschiedsfeier von meiner Familie. Wir assen Charque, ein bolivianisches Gericht. Am Mittwoch ging ich noch ein letztes Mal zur Schule. Eigentlich wollte ich nach der ersten Stunde nach Hause gehen. Doch gerade als ich bei der Tür war kam mir die Literaturlehrerin entgegen und fragte mich wo ich hin ginge. Sie meinte ich könne doch nicht einfach so weg gehen und sie ging zur Rektorin und fragte ob wie eine Lektion was ausserhalb der Schule machen können. Wir bekamen die Erlaubnis und so gingen wir Api mit Pastel essen und trinken. Api ist ein bolivianisches Getränk aus Mais und Pastel sind Teigtaschen die mit Käse gefüllt sind und dann fritiert werden. Zum Schluss streut man noch Puderzucker darüber. Es war nochmals richtig schön mit fast der ganzen Klasse zusammen zu sitzen. Es war echt komisch danach mit der Klasse wieder zur Schule zurück zu laufen und am Eingangstor alles Tschüüs sagen zu müssen. Wer weiss, ob ich alle je wieder sehen werde. Nun genoss ich noch die letzte Mikrofahrt nach Hause und dort packte ich die Koffer nochmals um. Ich darf 1 Koffer zu 23 kg nach Hause nehmen. Ist ja wohl klar, dass das nie im Leben reichen wird. Nun kam ich dann auf 2 Koffer zu je 25 kg. Plus mein Handgepäck von etwa 15 kg und meine Klarinette und Charango... Hmmm... eigentlich wenig, wenn man bedenkt dass ich ein ganzes Jahr weg war. Am Nachmittag gingen wir zu meiner Grossmutter. Sie backte Humintas. So eine Art Brot aber aus Mais. Und dann musste ich auch schon auf den Flughafen. Ich realisierte noch gar nicht, dass das ganze Jahr jetzt einfach um sein sollte. So ein grosses Abenteuer sollte in einigen Stunden einfach vorbei sein. Für mich lag die Ankunft in der Schweiz immer noch meilenweit weg. Das Abschiednehmen ging relativ schnell. Ich kam irgendwie in den Flieger nach La Paz. Und irgendwie kam ich auch in La Paz an. In La Paz vergass ich schnell, dass mein Austausch nun sehr bald fertig sein wird. Denn ich traf nochmals auf alle AFSler. Wir kamen alle zusammen in ein Hotel. Ich kann euch sagen, im Parrterre standen sehr viele Koffer.... ;) Spät abends assen wir Pizza. In La Paz spürte man den Winter um einiges mehr als in Cochabamba. Die Deutschen hatten ihren Flieger schon früh morgens und so verliessen sie das Hotel noch in der Nacht. So blieb ich auch mit ihnen wach und legte mich erst um 4 Uhr morgens schlafen. Nun ja, schlafen kann mans nicht nennen. Denn erst als ich im Bett lag merkte ich, dass mein Austausch nun vorbei ist. Diesen Satz werde ich wohl noch öfters schreiben, doch jedes Mal hatte ich das Gefühl, dass ich s jetzt begriffen hatte. So lag ich wach und überdachte nochmal das ganze Jahr mit allen Höhen und Tiefen. Am Morgen war ich müde und fühlte mich so alleine. Ich war nun nur noch mit Belgiern im Hotel und die sprachen alle flämisch. So hielt mich nichts im Hotel zurück. Das Zmorge hatte ich verschlafen und so traf ich mich mit einer Deutschen, die noch ein halbes Jahr in Bolivien bleibt (die Glückliche) und wir assen gut Zmorge. Kaum war ich im Hotel gabs schon Zmittag. Ich sass mit den Belgiern am Tisch und freute mich drüber, dass sie nur in ihrer Sprache sprachen. Machen sie das extra oder merken sie das nicht? Ich hoffte nach dem Essen endlich mal noch ein wenig auszuruhen, doch kaum war ich im Zimmer wurden wir schon gerufen, es würde nun zum Flugplatz gehen. Am Flughafen war das reinste Chaos. Wir 26 AFSler bildeten eine Reihe quer durch die Abflughalle. Es ging ewigs bis ich endlich zum Check- in kam. Ich hatte zu viel Gepäck. So stand ich an der Schlange an um das zu bezahlen. Unser Flieger ging schon bald und es fehlte noch gut die Hälfte beim Einchecken. Die Dame am Schalter kam nicht draus, wie viel Übergepäck kostet. So bezahlten einfach alle 35 US$. Da wir keine Zeit mehr hatten lies ich den einen Schalter am Zoll aus. Nun fehlt mir irgendein Stempel im Pass. Wir mussten durch die Drogenkontrolle. Da stellt man den Rucksack auf einen Tisch und der Typ bedeutet einem ihn zu öffnen. Ich öffnete also das Hauptfach und kaum war es offen, bedeutete er mir, es zu schliessen. Zum Glück hatte das Flugzeug Verspätung, so reichte es uns gut. In Lima wurde es ein wenig knapp. Aber es funktionierte. Irgendwie war froh, als ich mich in Madrid von den Belgiern verabschieden konnte. Es ist viel einfacher alleine zu reisen, als mit so vielen Leuten. Als ich am Gate wartet sass ich neben einer schweizerdeutsch und einer spanisch sprechenden Familie. Und ich verstand nur was die zweitgenannte Familie redete. Das schweizerdeutsch plätschterte einfach so an mir vorüber. Auf dem Flug sass ich neben einem ecuadorianischen Päärchen, dass alles über Bolivien wissen wollte. Nun kam ich in Zürich an, doch wo waren meine Koffer? Jedenfalls nicht dort wo sie hätten sein sollen. Haha, der vom Fundbüro schaute mich schon dumm an, als ich nach der Adresse hirnen musste. Oh, und dann wollte er noch die Telefonnummer wissen... Ich glaube, ich habe die Richtige angegeben. Zuerst hab ich ihm die bolivianische gesagt. Es war komisch, meine Eltern nach einem ganzen Jahr wieder zu treffen. Auf der Fahrt nach Hause kam ich mir vor wie in einem Traum. Die Strassen sind so enorm eben, alles ist sauber. Die Autofahrer fahren anständig. Es hupt niemand. Zu Hause erwarteten mich Freunde. Dankje, dass ihr gekommen seid. Die nächsten Tage kam ich mir wie im falschen Film vor. Alles war anders. Wenn ich an einer Gruppe vorbei lief, versuchte ich nicht zu hören, was sie sprachen. Es tönte nach einer Fremdsprache und ich dachte ich verstehs eh nicht. So langsam kam mein Deutsch wieder. Es ist anstrengend ganz ohne spanische Wörter zu reden. Die Mentalität der Leute ist so anders. Die Leute sind nicht so offen. Sie sind viel korrekter. Ich kam mir wie im Disneyland vor. Ok, ich war noch nie, aber so stellte ich es mir immer vor. Überall hat es so süsse kleine Häuser. Viele alleinstehende und viel Platz rundherum. Und alles ist GRÜN! Ich wusste gar nicht, dass es so viele verschiedene Grüntöne gibt. Wo sind alle Hunde der Strasse hin? Und der Abfall? Es gibt gar keine stinkenden Ecken. Und die Leute sind pünktlich! Ein Wort, dass ich in Bolivien NIE brauchte. Da ich nicht unpünktlich sein wollte, war ich immer 10 min zu früh. Ich könnte hier noch kilometerlang weiterschreiben. Aber um es kurz zu sagen, Bolivien ist völlig anders als die Schweiz. Und auch wenn ich 16 Jahre dortgelebt habe, war sie mir überhaupt nicht vertraut. Zum Glück konnte ich noch Velo fahren! ;) Und in Bolivien konnte ich mir alls wie weniger vorstellen, dass man auch eine Mahlzeit ohne Fleisch essen konnte. Am Sonntag, 2 Tage nach meiner Ankunft, wurden meine zwei Köffer bis vor die Haustür geliefert. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich sah, dass noch alles drin war. Von Tag zu Tag lebte ich mich mehr ein. Doch die WOW's blieben noch ein paar Tage.
Im Nachhinein kann ich sagen, es war ein tolles Jahr. Es ging viel zu schnell vorbei und ich habe in der Zeit sehr viel fürs Leben gelernt. Das Spanisch fällt mir nun leicht. Ich hoffe ich verlern es nicht gerade wieder.
So und nun nach 2 1/2 Wochen Korsika Ferien komm ich doch in den Schweizer Lebensrythmus rein.
Jeder der sich überlegt einen Austausch zu machen, sollte nun nicht mehr länger überlegen sondern sich anmelden. Bereuen tut man so ein Jahr sicher nicht. Auch in der Schweiz hab ich Up's und Down's. Doch in Bolivien hatte ich tausendmal mehr Up's. Das Jahr war super und ich werde es nie vergessen und hoffe schon jetzt eines Tages all die lieben Leute wieder zu sehen, die ich dieses Jahr kennen lernen durfte.

Nun danke ich auch euch, dass ihr das Jahr hindurch meinen Blog gelesen habt.
Eure Caroline

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