Dienstag, 3. Mai 2011

Alltag

Hoi Zämme

In letzter Zeit habe ich oftmals geschrieben, dass alles hier für mich Alltag geworden ist. Aber ich erzähle euch gerne mal, wie genau der Alltag hier aussieht.
Also, um halb 8 Uhr fängt die Schule an. Doch da ich nicht ganz im Zentrum wohne, habe ich eine halbe Stunde Weg. Und nochbevor ich aus dem Haus gehe, trinke ich meine Fruchtsaft, der mir meine Mutter jeden Tag macht (ist jetzt nicht so wichtig, aber ich werde diesen Saft in der Schweiz sicher vergessen...). Also, ich muss ein sogenanntes Trufi nehmen. Ich denke ihr wisst langsam was das ist. Das ist so ein VW Bus (nee, ist von der Marke Nissan). Falls ihrs wissen wollt, von meinem Haus zum Trufi sinds etwa 200 m zu laufen. Man stellt sich eben an die Strasse und wenn die Nummer kommt, die ich bruache (also Trufi ist so was wie ein Bus) strecke ich die Hand raus und wenn es nochnicht voll ist, steig ich ein. Normalerweise warte ich so 4 bis 5 Trufis ab, weil alle voll sind. Es stehen auch immer viele Leute mit mir an der Strasse. Nach 10 minütiger Fahrt sag ich den Chauffeur, dass ich aussteigen will und er hält an. Es gibt keine Haltestellen. Ich bezahlen meine 1 Boliviano ( 12 Rp.) und kann noch etwa 10 min zur Schule laufen. Meine Schule eine Glocke als Klingel. Also eine, die von Hand geklingelt werden muss. Die Schule ist von einer Mauer eingezäunt und an der Tür steht ein Typ, der jeden Schüler begrüsst. Manchmal steht auch seine Frau dort, aber die ist immer nur so: " beeilt euch, gleich klingelts!". Wir haben bis 8. 10 eine halbe Lektion. Montag und Dienstag fängt die Schule erst um 8. 10 an. Dann kommt die zweite Lektion bis halb 9 und dann in der Pause kommt das Beste! Das DESAYUNO GRATIS! (gratis Zmorge). Da wir ja eine öffentliche Schule sind, bekommen wir unser Schul- Frühstück. Das ist jeden Tag Kekse, Waffeln, Pudding oder Muffin und Milch oder Saft. Milch oder Saft ist in Beutel... So was gibts wahrscheinlich nur in Bolivien... Wies in der Schweiz die Milchgutere gibt, gibts hier solche Beutel in klein, aber mit allenmöglichen Getränken. Früher wurde das Desayuno escolar auf dem Pausenhof verteilt. Aber da Schüler zweimal gingen, wird es nun in die Klassenzimmer gebracht. Falls ichs nochnicht erwähnt hab, ich hab natürlich auch ne Schuluniform. Aber die ist nicht so strickt. Es ist ein T- Shirt mit dem Schullogo und einem roten und schwarzen Streifen drauf. Und dazu kann man anziehen was man will. Nur die Hosen sollten über die Knie gehen. Ist bei der Kälte auch kein Problem mehr. Und man kann sich noch 3 T- Shirts drüber anziehen und es sagt auch niemand was. Aber es gibt da schon Schulen die das ganz genau nehmen. Nach der Frühstückspause gibts nochmals ne Lektion und ne Pause und dann nach der 3 resp. 4 Lektion um 12. 35 Uhr können wir nach Hause gehen. Doch zweimal die Woche habe ich Chor und zwei mal folklorische Instrumente Unterricht so dass ich nur am Donnerstag nach Hause gehe. Doch meine Mutter besteht darauf, dass ich zu Hause esse, deswegen verhungere ich manchmal fast. Aber ich lebe noch! ;) Danach gehe ich endlich nach Hause. Meistens laufe ich, dauert etwa 40 min, da die Trufis so voll sind und wenn ich nicht nach Hause laufe, habe ich gar keine Bewegung. Ich esse dann so um etwa halb 4 Uhr Zmittag. Und danach hab ich kurz Zeit um was für mich zu machen. Montag, Dienstag und Donnerstag muss ich um 5 Uhr schon wieder in die Schule, da ich noch Orchesterprobe hab. Danach geh ich in Mikro nach Hause. Das ist etwa das gleiche wie Trufi, nur einfach grösser. Also die Grösse eines normalen Busses. Sie sind enorm unbequem. Sogar ich mit kurzen Beinen hab zu wenig Platz. Wenn ich am Abend nach Hause komme, trinke ich Tee. Früher, als ich neu in der Familie war, war das ein Familienanlass. Nun bin ich meist die einzige die trinkt und meine Mutter setzt sich zu mir. Ohne was zu essen am Abend halt ich s nicht aus.
Als wie mehr verlangen die Lehrer, dass ich in der Schule mitmache. Ich mache ja meistens auch gerne mit, aber manche Hausaufgaben brauchen einfach zu langen und die Lehrer verstehns nicht, dass Spanisch nicht meine Muttersprache ist. In Quechua, das ist eine indigene Sprache, habe ich die volle Punktzahl! In Physik komme ich überhaupt nicht draus und der Lehrer ist so versessen darauf, das ich den Test schreibe. Aber ich tscheggs einfach nicht und bin zu faul um richtig zu lernen. Da ich eben noch drei bolivianische Instrumente lerne und auch Klarinette im Orchester spiele, bleibt gar nicht viel Zeit um zu lernen und ich bevorzuge zu üben als zu lernen! ;)
Zur Pünktlichkeit kann ich noch sagen, dass die Latinos es ja nicht so ganz damit haben. Aber die Schule ist doch noch so einigermassen pünktlich. Es sei denn der Türstehentyp vergisst mal wieder zu klingeln. Es gibt Lehrer, die stört es nicht, wenn man viel zu spät reinkommt, bei anderen Lehrer muss man vor der Tür warten. Was aber für die wenigsten eine Strafe ist, da sie eh nie den verpassten Unterricht nachholen. In jeder Stunde wird die Klassenliste runtergelesen und wenn man zu oft gefehlt hat, werden die Eltern benachrichtigt. Man muss aber echt viel fehlen, bis es die Eltern erfahren. Die Stunden sind sehr locker. Es wird selten viel gearbeitet. Meistens kommt auch der Lehrer zu spät. Wir haben kein richtiges Schulhaus, vielmehr ist es ein Areal wo es Reihenhäuschen hat und in jedem "Häuschen" ist eine Klasse untergebracht. Samstagmorgen um 8 Uhr hab (hätte) ich Turnen, doch es ist mir echt zu früh, und anscheinend geht fast niemand meiner Klasse. Ich kann es nicht genau sagen, denn ich war noch nie. Habe besseres zu tun am Samstagmorgen! ;)
Ja, das wäre so ein Alltag mehr oder weniger. Es ist noch sehr gechillt. Und vorallem durch die Uniform und das Desayuno gratis gewinne ich viel Zeit! ;) Ich hoff ich komm dann nicht immer zu spät in der Schweiz!
Daneben gibt es immerwieder schulfreie Tage oder wir haben Excursion oder gehen protestieren. Es ist nicht langweilig.

Macheds guäd

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